Kopulations-Klamauk

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Adonis ist Thomas Stipsits alias Georgy Hillmaier keiner. Aber die reifere Weiblichkeit reißt sich in "Love Machine" doch um den arbeitslosen und eigentlich lebensuntüchtigen Musiker.

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Adonis ist Thomas Stipsits alias Georgy Hillmaier keiner. Aber die reifere Weiblichkeit reißt sich in "Love Machine" doch um den arbeitslosen und eigentlich lebensuntüchtigen Musiker.

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"Aber mir war auch gleich klar: Das darf keine Sexklamotte werden, kein Klamauk, der das Thema verblödelt; es soll schon Sinnlichkeit haben." Solches ließ Thomas Stipsits jüngst im Kurier-Interview verlauten. Lassen wir das einmal so stehen - und widmen wir uns dem neuen Leinwandereignis, in dem der österreichische Kabarettist die Hauptrolle geben darf. "Love Machine" heißt das unter der Regie von Andreas Schmied gedrehte Opus, in dem es wortwörtlich um eine Liebesmaschine aus Fleisch und Blut, einen Callboy eben, geht.

Wir erinnern uns: Thomas Stipsits versuchte sich schon vor zwei Jahren in der eher unsäglichen Nahost-Komödie "Baumschlager" als Lendenkünstler, der sich-derweil die holde Angetraute zu Hause in Österreich weilte -als UN-Soldat im Südlibanon und Nordisrael begattungsmäßig umtat. Brachial komisch. Oder doch eher Humor zum Abgewöhnen. Aber man musste ja nicht jedes heimische Filmwerk an hochkulturellen Ansprüchen messen.

Selbiges sollte man sich auch bei "Love Machine" verkneifen. Und auch keine Sinnlichkeit erwarten, wie es Stipsits in zitiertem Interview vorgibt. Die Frage nach dem Ständer interessiert die Damen, die für Georgy, den Liebhaber, einiges hinlegen. Und das p.t. Publikum sollte sich gleichfalls dafür begeistern, obgleich Stipsits physiognomiemäßig eigentlich nicht wirklich in die Kategorie Adonis passt.

Georgy Hillmaier (Stipsits) ist ein lustlos werkelnder Entertainer, der mit Kompagnon Waldemar auf Hochzeiten und Best-Ager-Geburtstagen auftritt. Waldemar ist der Spiritus Rector der Zweimann-Band und kommt beim Wiegenfest einer 70-Jährigen zu Tode, weswegen Georgy, der Lebensuntüchtige, nun auf der Straße steht.

Waxing und Dating

Gottseidank kann Georgy bei seiner Schwester Gitti (Julia Edtmaeier) unterkommen, die in einem Beautysalon nicht nur mit Waxing, sondern auch seelsorglich die betuchtere Kundschaft betreuen muss. Um die Hormonstaus bei den Kundinnen ein wenig abbauen zu helfen, verfällt Gitti auf die Idee, diesen eine Kopulationstherapie mit Georgy anzudienen -und im Nu wird aus dem Schönheitssalon auch eine, wie es auf Neudeutsch heißt: Dating-Agentur. Nur Josefine Ferstel, die hantige Frau Chefin (Ulrike Beimpold), darf von der gewerbsmäßigen Kuppelei nichts mitbekommen.

Georgy schläft sich nun durch diesen Wiener Frauenkosmos durch und lernt die Abgründe des Liebeslebens kennen, etwa beim lesbischen Paar Eva Wildner (Adele Neuhauser) und Uta (Julia Jelinek), das er auch nicht glücklich machen kann. Erfolgreicher ist er bei der hochschwangeren Lisa Blümel (gespielt von Stipsitsʼ tatsächlich schwangerer Ehefrau Katharina Straßer), der er zwar nicht kopulations-,dafür aber hebammenmäßig zur Hand gehen muss.

Obwohl Georgy auf diese Weise nichts Menschliches mehr fremd scheint, kommt es zum -für einen Callboy geschäftsruinösen -Super-GAU: Georgy verliebt sich in seine Fahrlehrerin Jadwiga (Claudia Kottal). Ab diesem Zeitpunkt darf (muss?) das Publikum dabei mitfiebern, ob Georgy Geschäft und Leidenschaft unter einen Hut bringt, was auch dadurch erschwert wird, dass sich Jadwiga in Liebes -und Sexdingen als eher kompliziert erweist.

In diesem Plot tummelt sich nicht zuletzt die Crème heimischer Filmschauspielerinnen, was das Erfreulichste an "Love Machine" ist; und dabei sticht Ulrike Beimpold in der Nebenrolle der mieselsüchtigen Beautysalon-Chefin besonders hervor. Ob das aber reicht, um "Love Machine" auch weiterzuempfehlen?

Love Machine A 2019. Regie: Andreas Schmied. Mit Thomas Stipsits, Claudia Kottal, Ulrike Beimpold, Julia Edtmeier. Filmladen. 97 Min.

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