Kosmopolit in Tracht

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Der Maler Theodor Ethofer im Salzburger Carolino Augusteum.

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Der Maler Theodor Ethofer im Salzburger Carolino Augusteum.

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Eine Nonne, ein wenig selbstverliebt, blättert im Chorgestühl in einem Folianten. Eine behäbige "Bäuerin in Sonntagstracht", in ebenso behäbigem malerischen Duktus auf dunkelbraune Leinwand gebracht, blickt mit erschöpftem Blick auf die Betrachter. Ein "Araber mit Gewehr", auf weissem Aquarellpapier, scheint an einer Mauer aus flirrender Hitze zu lehnen. Nonnen, Bäuerinnen, Araber, Netzflicker, Bürger oder Adelige - sie bevölkern die Bilder des Malers Theodor Ethofer, dem das Salzburger Carolino Augusteum zu seinem 150. Geburtstag eine Sonderausstellung widmet: "Theodor Ethofer - Künstler Kavalier, Kosmopolit".

Ethofer wurde 1849 in Wien geboren, war 15 Jahre lang Bürger der "Ewigen Stadt", verbrachte rund ein Jahrzehnt auf Reisen und lebte von1898 bis zu seinem Tod im Jahr 1915 in Salzburg. Ein beschauliches, aber durchaus selbstverständliches und souveränes Weltbürgertum spricht aus den Arbeiten Ethofers, der, - wie sein Vorbild Pettenkofen - danach strebte, das Genrebild so ursprünglich und realistisch wie möglich zu gestalten. Dennoch sind seine Bilder nicht Gedächtnisprotokolle flüchtiger Strassen-Szenen, sondern akribisch gestaltete Tableaus: Die Salzburgbilder etwa vom "Kiosk des Cafe Tomaselli", dem "Peterskeller" oder dem "Markt am Universitätsplatz" (einige davon wurden als Ansichtskarten bekannt) wirken wie Szenenfotos perfekt inszenierter Theater-Aufführungen: Die Umgebung ist ausgeblendet, die großen, dicht bevölkerten Orte wirken elegant und intim wie Salons.

Als Anhänger August von Pettenkofens und der Plainair-Malerei sah Ethofer sich als fortschrittlicher Vertreter des Realismus, sein Alterswerk weist ihn aber als durchaus traditionellen Künstler aus. Die Salzburger Schau bietet einen umfassenden Überblick über das Schaffen Ethofers. Den Schwerpunkt bilden Trachtenbilder, Genreszenen und Portraits.

Bis 28. November

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