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Karel Appel-Retrospektive im Kunstforum Bank Austria.

Malerei ist das Zerstören von Systemen, Begriffen, der Logik, der Routine. Es ist die Dynamik und die explosive Kraft der Intuition. Im Geist ist mehr Platz als für einen Ismus", sagte Karel Appel 1955. Die kontrollierenden Grenzen des Intellekts hat der große Meister in seinem künstlerischen Lebensweg immer schon gesprengt und längst weit hinter sich gelassen. Lustvolle, sinnliche, explosive Malerei, kraftstrotzend, voll satter Farben, abstrakter Formen und wilden Strichen leuchtet von den Wänden des Kunstforums der Bank Austria. Dort ist nun erstmals in Österreich eine große Einzelretrospektive des weltberühmten Holländers zu sehen.

Als Sohn eines Friseurs 1921 in Amsterdam geboren, war Appel immer auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen. Picasso, Mondrian und Konsorten hatten schon Staub angesetzt, als der junge Appel nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchte. 1940 sorgte er in der "Experimentele Groep Holland" für Furore, seelenverwandte Maler fand er in der berühmten CoBrA-Gruppe, der er sich kurzfristig anschloss. Anregung schöpften sie vor allem aus der Kunst der Art Brut, der Kinder und "Primitiven". Appels inneres Malerkind ist stark und kräftig, seine "Tierwelt", "Kind auf dem Schaukelpferd", "Figuren, Tiere und kleines Boot" und andere Bilder zwischen 1940-1950 bezeugen das eindringlich.

Selbst im liberalen Holland erregte diese Kunst der "Pfuscher, Schmierer und Betrüger" so viel Widerstand, dass Appel nach Paris ging. Mit wie viel Einfühlungsvermögen er Bezug zu den Geisteszuständen psychisch Kranker aufnehmen konnte, beweisen seine sensiblen Illustrationen und Collagen des "Psychopathologischen Notizbuchs", 1950. In Paris begegnete er Arbeiten von Willem de Kooning, Jackson Pollock, Jean Dubuffet und anderen - das veränderte seine Malerei. In Paris lernte er den avantgardistischen Kunstkritiker Michel Tapié kennen: sein Porträt ist in der Ausstellung zu sehen, wild, unkonventionell, abstrakt, fast formlos und doch eine psychische Gesichtslandschaft. 1953 bekam Appel im Palais des Beaux-Arts in Brüssel seine erste Personale, ein Jahr darauf stellte die legendäre New Yorker Galeristin Martha Jackson Bilder von Appel aus - der Beginn einer internationalen Karriere.

Action painting war angesagt, Appel ließ sich von Dizzy Gillespies Jazz-Musik leiten, "Entflammtes Kind mit Reifen" ist ein schillernder, bewegter Farbreigen. 1960 erhielt Appel für "Woman and Ostrich" den renommierten Guggenheim International Award. Immer pastoser, sinnlicher, schwerer, mit dickem Farbauftrag werden Appels Bilder, der sich seit 1990 auch der Skulptur zuwendet. Appel hat zur vollkommenen Freiheit gefunden: in seinem Spätwerk haben auch Themen wie Figur und Landschaft wieder Platz. In flirrenden, starken Farben, expressiven Formen, ungebrochener Lebendigkeit. Das malerische Kraftwerk Appel kennt kein Alter.

Bis 13. Oktober, täglich 10-19 Uhr,

Feiertags bis 21 Uhr

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