Kroatien gehört in die EU

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Am 1. Juli hat die Europäische Union Grund zu feiern. Kroatien verpflichtet sich als neues Mitglied der Wertegemeinschaft - vergrößert und verstärkt den Verbund geographisch, ethisch, politisch, wirtschaftlich. Wirtschaftlich?! Der gellende Aufschrei der Beitrittsgegner klingt schon in den Ohren. Tatsächlich: Die kroatische Wirtschaft schrumpft beängstigend. Die Arbeitslosenquote liegt bei 22 Prozent, und es werden noch Tausende ihre Jobs verlieren. Von Korruption und überfordertem Justizapparat gar nicht zu reden. Aber: In der Justiz zeigt der Druck der EU - und eben nur dieser - deutlich Wirkung, genauso bei den dringend nötigen Reformen in allen Bereichen der Gesellschaft.

Kroatien musste lange auf den Beitritt warten. Rumänien und Bulgarien (man weiß, wie reif die damals waren) wurden 2007 vorgezogen. Kroatien ließ man büßen, dass General Gotovina sich den Anklägern des Jugoslawien-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag entzog. Er wurde dort später freigesprochen.

Euphorie über den Beitritt ist jetzt nicht mal in Zagreb oder Dubrovnik zu spüren. Eher die Demütigung darüber, dass es so lange gedauert hat. Denn die Kroaten fühlen sich selbstverständlich dem europäischen Raum zugehörig, geprägt vom Venezianischen Reich, der k. u. k. Monarchie, dem katholischen Glauben. Das Land hat große Anstrengungen unternommen, um EU-Mitglied zu werden. Mehr ist alleine wohl nicht zu schaffen. Jetzt hat die EU eine Verpflichtung. Sie ist doch auch als politischer und kulturhistorischer Verband gedacht, als Hoffnung für die junge Generation auf ein Leben in Frieden und Sicherheit. Kroatien ist auch eine Brücke nach Südosteuropa. Natürlich gibt es wie bei allem im Leben Schwierigkeiten und Risiken. Aber die Wirtschaft ist ein Totschlagargument. Halten wir die Europäische Idee lebendig, denn sie ist eine große.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD in Wien

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