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Rache ist bitter Tiroler Landestheater, Innsbruck Die berühmte "Alte Dame" hat uns seit ihrer Uraufführung in Zürich (1956) schon in vielfältigem Gewand besucht. In Innsbruck ist es Vera Borek mit ihrer schlüssigen, konzisen Interpretation, die das abgewirtschaftete Heimatstädtchen Güllen heimsucht und grausame Gerechtigkeit um den Preis von einer Milliarde fordert. Der Jugendfreund (Oswald Fuchs, beeindruckend in der Tiefenschärfe der Personenzeichnung) muss für den Verrat an der seinerzeit noch sehr jungen Dame elendiglich büßen.

Ist es die werktreue, zu solid aufbereitete Regie von Hanspeter Horner (mit dem atmosphärisch ausgezeichnet empfundenen Bühnenbild von Alois Galle), ist es unsere eigene furchtbare Abgestumpftheit menschlichen Katastrophen gegenüber, die durch immer perfekter werdende Medien blutfrisch ins Haus geliefert werden? Wie auch immer - Dürrenmatts "Besuch" im Innsbrucker Großen Haus trifft nicht so richtig ins Allertiefste, obwohl man von einer schauspielerisch geschlossenen, emotionalen Ensembleleistung sprechen kann.

Helga Reichart Ostern ist da Osterfestival Tirol Ein kulturell spirituelles Osterwunder ist heuer zum 13. Mal zu erleben. Unter dem Motto "Ein neues Leben" sucht das Osterfestival Tirol bis 20. April "Das bessere Amerika" und findet es im Reichtum der Armut. Eine Traumsequenz des jungen mexikanischen Komponisten Arturo Fuentes für vier Schlagzeuger, Flöte und "eingefrorene Stimmen" wird am 7. April im Kurhaus Hall uraufgeführt.

Besonders intensive Stille ist an den heiligen drei Tagen, von Gründonnerstag bis Karsamstag zu erleben. Liturgie mit gregorianischem Choral und ein Gespräch zu "Wohlstand, Profit, Möderkultur" verankern Betroffenheit im Jetzt. An die Grenzen führt die exzessiv stille Karsamstagsnacht in der Jesuitenkirche: John Cage am Nachmittag, ein Kerzenlabyrinth ab 22 Uhr vor der Kirche, in ihrem Inneren Steve Reichs " Verschiedene Züge", Kreneks "Orgel der Armen", Morton Feldman, "der weisse pfirsich und der lallende quell", eine Uraufführung von Klaus Lang, sowie John Cages Zufallsmusik. Erlösung folgt um etwa 5 Uhr früh am Ostersonntag: in der Licht- und Auferstehungsfeier.

Isabella Marboe Die Nacht ist lang Opernhaus, Graz Drei große Werke des 20. Jahrhunderts sind derzeit am Grazer Opernhaus in der virtuosen Inszenierung Jenny Erpenbecks zu sehen: Vor einer hell erleuchteten Fensterfront vollzieht sich Schönbergs expressionistischer Monolog "Erwartung" ganz im unsichtbaren Inneren der Psyche einer Frau. Schönbergs musikalisch der Spätromantik zuzurechnende Komposition "Verklärte Nacht" nach einem Gedicht von Richard Dehmel präsentiert sich in einer gelungenen tänzerischen Interpretation (Choreographie Richard Wherlock) quasi als mögliche Fortsetzung.

Der dritte Teil des Abends führt ins Innere des anfangs von außen zu sehenden Hauses, in "Herzog Blaubarts Burg", wo sich zu Bela Bartoks grell-archaischen Klängen das Ende des Beziehungsreigens abspielt. Tosender Beifall für die hochkarätige Besetzung, allen voran Anja Silja (Frau) und Elizabeth Laurence (Judith). Überzeugend auch Stephen Owen (Blaubart) sowie das Ballett. Respektabel das Grazer Philharmonische Orchester unter Marius Burkert. Insgesamt eine überaus gelungene Produktion.

Susanne Kogler

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