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Autor als Darsteller

Kasino am Schwarzenbergplatz

"The Designated Mourner" - "Zum Trauern bestellt", so der deutsche Titel - großer Theatererfolg in New York, hatte als Festwochen-Aufführung Premiere Der Text besteht aus drei redegewaltigen Monologen, die wie ein Epos drei fatal miteinander verbundene Biographien erzählen. Jack (Wallace Shawn, Autor des Stücks und Darsteller) verliebt sich in Judy (Deborah Eisenberg), Tochter des bekannten Schriftstellers Howard (Larry Pine), die beiden wiederum sind Mittelpunkt einer bohemienartigen Clique, die Jack fasziniert.

Treten die Personen zu Beginn des Stücks teilweise noch in Dialog zueinander, gibt es im zweiten Teil keinerlei Interaktion mehr. Die Handlung wird stets von der jeweils sprechenden Figur kommentiert, so dass sich die Szene zur puren Rahmenhandlung entwickelt und in einer Art "Mauerschau" erzählt wird, was auf der Bühne nicht mehr gezeigt werden kann. Daraus ergibt sich kurzfristig eine Art Komik, dramaturgisch trägt diese Idee aber keinen Theaterabend. Die Monologe der Figuren werden immer mehr zu geschwätzigen Gedanken- und Assoziationsketten, deren Inhalte die großen Fragen nach Leben, Liebe und Hass, Raum und Zeit stellen wollen.

Nach der Pause mit Büfett wechselt die Szenerie in einen anderen Raum. Jack und Judy sitzen jeweils am Ende eines Leder-Sofas, das direkt aus der Psychoanalyse-Praxis eines Woody-Allen-Films entlehnt sein könnte, und die beiden übergroßen Mikrophone, die in dieser einsamen Welt durch Verstärkung des leisesten Geräuschs eine scheinbare Intimität erzeugen, wirken wie Requisiten aus Allens "Radio Days".

Der zur Zeit offenbar in Mode geratene Anspruch der Autoren, eine der Hauptrollen zu verkörpern, tut auch dieser Produktion nicht gut. JD

Three Tales

Wiener Festwochen

Steve Reich gehört zu den Leitfiguren der Minimal-Music-Szene. Ihn als reinen Minimal-Music Komponisten zu bezeichnen, griffe allerdings zu kurz, denn schon sehr früh wandte er sich auch anderen Tonschöpfungen zu. "Different Trains" (1988) etwa, wo er die Transporte in die NS-Konzentrationslager reflektiert, kommt der klassischen Kammermusik bereits sehr nahe. Von hier ist der Weg nicht weit zu Steve Reichs erstem dokumentarischen Musik-Video-Theater-Projekt "The Cave". Thematisch um den Konflikt zwischen Moslems und Juden kreisend, wurde es 1993 bei den Wiener Festwochen uraufgeführt. Damals arbeitete er mit seiner Frau, der Video-Künstlerin Beryl Korot zusammen. Nun kam - wieder bei den Festwochen - ihr zweites gemeinsames Werk, die dokumentarische Video-Oper "Three Tales" zur Uraufführung, und sie ist nicht so spektakulär wie man es erwarten hätte können.

Insgesamt fokussieren drei Akte markante Ereignisse des 20. Jahrhunderts: den Absturz der Hindenburg, die Atomtests im Bikini Atoll und die Erschaffung von "Dolly", dem ersten Klonschaf.

Die Bilder auf der Leinwand im Museumsquartier Halle E sind - weil Dokumentationen und Medienmaterial - großteils vertraut. Sie bleiben, neu montiert, in Erinnerung. Anders die von fünf Sängern und dem Orchester umgesetzte Komposition. Sie vermittelt die emotionalen Inhalte des Leinwandgeschehens, verstärkt und interpretiert sie, doch sie wird zunehmend zum Klangteppich. Eine Arbeit, die man öfter hören müsste, um die Nuancen wahrzunehmen - schön gemacht, allerdings auch ganz ohne Kanten und Brüche. AK

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