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Wienerwald

Kartause Mauerbach

In der renovierten Kartause präsentieren Land Niederösterreich und Stadt Wien bekannte und weniger bekannte Seiten des Waldes, der mehr ist als nur ein gut gelegenes Erholungsgebiet für gestresste Städter. Hier verbinden sich Naturraum und menschliche Kultur zu einer einzigartigen, vielschichtigen Identität. Einigen der zahllosen "G'schichten", die diesen letzten Ausläufer der Alpen ausmachen, geht diese Ausstellung nach, die in übersichtlicher Weise die vielfältigen Aspekte in der Beziehung zwischen Mensch und Natur aufzeigt. So zum Beispiel erfährt man, dass die problematische Streckenführung der Westbahn auf Wünsche der Militärs zurückgeht, die die Bahn im Wald vor Artilleriebeschuss schützen wollten. Seit der Schenkung durch Kaiser Heinrich II. vor 1000 Jahren an die Babenberger war der Wienerwald einer vielfältigen Erschließung ausgesetzt. Die Ausstellung bietet einen interessanten Überblick über diese Entwicklung, wobei die Rolle der Kunst und ihr oft schwärmerisches Verhältnis zur Natur nicht zu kurz kommt. Ein besonderer Höhepunkt ist die Präsentation von Meisterwerken der Malerei im barocken Kaisersaal.

Herbert Kaspar

Di-So 10-18 Uhr (bis 27. Oktober)

Radikales Theater

schauspielhaus, Wien

"La Ultima Noche de la Humanidad" nach Motiven von Karl Kraus war im Rahmen der Wiener Festwochen im Schauspielhaus angesagt. Außer ein paar Textfetzen erinnerte in der Produktion der argentinischen Theatergruppe El Periférico de Objetos jedoch nichts an Karl Kraus, eher schon an Stanley Kubrick ("2001 - Odysse im Weltraum"): Zu Beginn wälzen sich schmutzige, nackte Leiber im Lehm, entdecken sich selbst, den anderen - scheußliche verkrüppelte Puppen - und dann, wie man mordet und seine Opfer zerfleischt. Menschwerdung. Nach der Pause: ein weißer Raum, vier (Über-)Menschen mit Zahlen als Namen, die einem geheimnisvollen Wesen mit Computerstimme gehorchen, das soziale Experimente mit ihnen anstellt; Experimente ähnlich jenem, das sie selbst durchführen: Kakerlaken in einem Wohnzimmer-Terrarium vergiften.

Radikales Theater aus Südamerika, mit kraftvollen archaischen Bildern, aber auch mit etwas penetranter intellektueller Attitüde, die gegen Ende zum Ärgernis wird.

Michael Kraßnitzer

Vererbte Schätze

Genius der Genetik - Brünn

Astrid hat links weniger Sprenkel als rechts. Auch Nana scheint asymmetrisch gefärbt. Und die gute Alouette ist - hinsichtlich ihres felligen Fleckwerks - beinahe nackt. Anhand von Fotos der "typischen Zeichnung der Kuherde des Bauern Jenni in Schönthal in der Schweiz" dokumentiert der deutsche Künstler Gerhard Lang, dass kein Fleckvieh dem anderen gleicht. Warum dem so ist und sich unter den bovinen Eidgenossen einfach keine Einheitskoloration Bahn brechen will, hätte schon Gregor Mendel (1822 bis 1884) zu erklären gewusst - anhand von Erbsen: Mit seinen "Versuchen über Pflanzen-Hybriden" legte der Mönch 1866 in der Augustinerabtei St. Thomas in Brünn den Grundstein für die Wissenschaft der Genetik.

Lange Zeit blieb der Pionier verkannt. Nun ist ihm im Brünner Klos-ter eine Ausstellung gewidmet. Als "Hommage an Gregor Mendel" haben sich sieben Künstler aus Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz mit den Geheimnissen der Vererbung auseinandergesetzt. Die Schau kombiniert his-torische Objekte und Dokumente aus dem Besitz des "Genius der Genetik" mit zeitgenössischen Kunstwerken und einer interaktiven Website. Der zündende künstlerische Gedanke freilich fehlt: Einzig Christine Borland schafft mit ihrem großräumigen Mobile bunter Achate, das die Vererbung des Huntington Syndroms innerhalb eines Familienstammbaums symbolisiert, eine irritierende Interpretation.

Lohnend ist die Fahrt nach Brünn jedoch allemal: Das fast völlig neu restaurierte ehemalige Zisterzienserinnenkloster, das ab 2004 einem Museum für Genetik und dem "Mendel Life Science Center" Heimstatt bieten soll, birgt so manche Kostbarkeit. Dazu gehören die gotische Basilika samt Glasfenstern aus der Zeit der ÇCSSR und die barocke Bibliothek. DH

Bis 21. Mai 2003

Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr

Infos: www.mendel-museum.org

Kulturtipp

Nicht nur Klezmermusik Im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen gibt es von 23. Mai bis 2. Juni in Wien Musik, Tanz, Literatur und Ausstellungen. Informationen unter 01/5350431 (Jüdisches Museum)

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