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Sinnfragen

elisabethbühne, salzburg

Ekel, Langeweile und Sinnfragen gehören zum Existentialismus und eine tragische Kumulation, wie immer sie aussieht, zum Schicksalsdrama. "Drei Schwestern" von Anton Pawlowitsch Tschechow haben von all dem etwas.

An der Elisabethbühne Salzburg führt Renate Rustler-Ourth durch dieses Seelengewirr in der russischen Kleinstadt mit der großen Sehnsucht nach Moskau. Ute Hamm (Olga), Katrin Schurich (Mascha) und Verena Saake (Irina) zeichnen sorgfältig die unterschiedliche psychische Ausstattung der Figuren, provoziert und assistiert von Tony de Maeyer (Andrej) und Elke Hartmann (Natalja), und den Militärs Georg Reiter (Werschinin), Christoph Kail (Tusenbach), Jurek Milewski (Soljonyj) und Hubert Berger (Tschebutykin).

Was anderwärts nicht selbstverständlich ist: Wer auf der Bühne steht, spielt in jedem Augenblick mit. Und dadurch kommt die dichte und dicke Atmosphäre des Stücks zum Tragen. Die schöne adäquate Ausstattung stammt von Alexander Schatzmann.

Franz Mayrhofer

Neuerwerbungen

oberes belvedere, wien

Die Österreichische Galerie stellt zur Zeit ihre Neuerwerbungen im Oberen Belvedere aus. Die Ankäufe wurden aus der Galerienförderung des Bundes und aus Eigenmitteln des Museums bestritten, das die Förderung von einer Million Schilling, rund 72.700 Euro, um weitere 30 Prozent aufstockte. Befremdend dabei ist, weshalb der Bund über den Umweg Museum eigentlich die Kunsthändler fördert und sich nicht direkt an die Kunstschaffenden wendet.

Wie auch immer: "Das Neue", so der Titel der Ausstellung, stammt von Valie Export, Marcus Geiger, der Gruppe Gelatin, Marko Lulic, Dorit Margreiter, Muntean und Rosenblum, Walter Obholzer, Hans Schabus, Hubert Schmalix, Octavian Trauttmansdorff und Lois Weinberger und ist zum Großteil auch tatsächlich neu, nämlich aus jüngerer Zeit. Es gibt aber auch ältere Stücke, wie eine schwarze Hand von Valie Export oder ein Akt von Hubert Schmalix. (Bis 1. April)

Maria Gabriela Martinkowic

Schwachsinn

theater brett, wien

"Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, welchen Schwachsinn wir von jenen erfuhren, die sich für echte Kenner der Lage im Osten' hielten", erinnert sich Pavel Kohout im Programmheft an die ersten Jahre im österreichischen Exil. Die schönsten geistigen Blüten der Wiener Intelligenzia ließ er später "in ohnmächtiger Wut" in eine Satire einfließen und nannte sie "Safari - Der letzte Einakter aus dem Leben des Schriftstellers Ferdinand Vanek". Danach sollte es noch dreizehn Jahre dauern, bis sie nun, im Wiener Theater Brett zur Uraufführung kam: als humorvoller Rundumschlag aus der Vergangenheit, der aber durchaus Assoziationen zur Gegenwart ermöglicht.

Von Nika Brettschneider solide inszeniert, versammelt eine TV-Diskussionsrunde karikaturenhaft gezeichnete Vertreter aus der Medien- Kultur- und Kunstwelt (unter anderen Oscar Blaha, Michael Neher, Margot Skofic-Ganser). Jeweils aus konservativer oder so genannter kritischer Position, redet man gezielt aneinander vorbei und beweihräuchert sich selbst. Nur einer kommt nie zu Wort: der prominente Gast, ein bekannter tschechischer Autor und Dissident (Ludvík Kavin).

Annemarie Klinger

Skurrilität und Präzision

opernhaus, graz

Strenge Traditionalisten wie Fans von Skandalinszenierungen werden gleichermaßen enttäuscht sein: Nicht auf Provokation um jeden Preis, auf subtile Skurrilität setzt man in Graz mit der neuen "Fledermaus" (Inszenierung: Gabriele Rech), um unserer Alpenrepublik den Spiegel vorzuhalten.

Zwischen Jagdtrophäen und idyllischen Gebirgsfotos (Bühnenbild: Nicola Reichert) entspinnt sich das bekannte Intrigenspiel, wo jeder jeden hinters Licht führt, fast wie im richtigen Leben, wäre da nicht die großartige Musik von Johann Strauß. Vorrangig mit ihr auf höchste Klangqualität zu setzen, erweist sich einmal mehr als erfolgreiche, mit heftigem Applaus quittierte Strategie: Unter Generalmusikdirektor Philippe Jordan musiziert das Grazer Philharmonische Orchester einfühlsam, schwungvoll und mit bestechender Präzision. Bereits die Ouvertüre gerät zu einem Höhepunkt des Abends.

Kann dieses Niveau nicht durchgängig gehalten werden, liegt das an der unterschiedlichen Bühnenpräsenz der Protagonisten: Hervorragend Gerhard Siegel als souveräner Eisenstein, tadellos auch Juraj Hurnys Alfred. Ein doppelbödiges Vergnügen Andrew Watts (Prinz Orlofsky), der mit seinem perfekt geführten "Sopran" und komischem Talent auf groteske Weise zu verstehen gibt, wie wenig es im Grund bei alledem zu lachen gibt. Alexandra Reinprecht gibt eine gewitzte, stimmlich brillante Adele, die Rosalinde Eva Batoris glänzt durch gesangliche Perfektion, lässt es jedoch an Wortdeutlichkeit fehlen. Eher blass Götz Zemann (Gefängnisdirektor) und Gerhard Hochschwendner (Dr. Falke). Im Finale wird Andreas Vitásek unbezweifelbar zum Star des Abends: Als Gerichtsdiener Frosch legt er eine kabarettistische Glanzleistung aufs Parkett, Bundespolitik wie auch das Grazer Operngeschehen werden pointiert und treffend kommentiert.

Susanne Kogler

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