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Zwei Einsame Annemarie Klinger Ein entlegener, heruntergekommener Gasthof, ein Wirt und sein einziger Gast. Was haben sich die beiden - Fremde, die "Funktion" und Zufall zusammengeführt haben - zu sagen? Richtig. Nicht viel. Klaus Haberls tragikomische Studie zweier Einsamkeitsformen, "Sulz", die in Wien dietheater Konzerthaus zur Uraufführung brachten, wird weniger vom wortreichen (und vor Längen nicht gefeiten) Dialog getragen, als vom Untertext, den man nicht hört. Eine schwierige Aufgabe, die Silvia Idlers Inszenierung mit Phantasie bewältigt. Mit Thomas Bauer, servil freundlich in der Rolle des Wirtes, und Rainer Stelzig, als dessen kafkaesk selbstisolierter Gast, treffen zwei skurril-traurige Existenzen aufeinander und vergeben, nicht das erstemal, ihre Chance, den Einsamkeitspanzer abzuwerfen. (bis 1. Mai, Info 01/587 05 04) Zwei Paare Margret Czerni Nach fast fünfzig Jahren steht "Endstation Sehnsucht" von Tennessee Williams zum zweiten Mal auf dem Spielplan der Linzer Kammerspiele, allerdings auf ein Vier-Personen-Stück reduziert, um deren unterschiedliche Naturen und Gefühle, Sehnsüchte und Vorstellungen von Liebe und Sex in den Fokus rücken zu können. In der Inszenierung von Bernarda Horres ist dieses Konzept mit Ausnahme des aufoktroyierten Schlusses in stimmiger Atmosphäre beeindruckend aufgegangen. Mit Intensität und Nuancenreichtum gestaltet Bettina Buchholz die paranoide Blanche als ein Wesen aus einer anderen, poesievollen Welt; Elisabeth Wildmann die warmherzige Stella; Karl M. Sibelius den netten, hoffnungslos verliebten Mitch; und Stefan Matousch den Mannskerl Kowalski.

Zwei Liebende Georgina Szeless Wenn in einem der leidenschaftlichsten Liebesduette der italienischen Belcantooper die Geliebte Papierbecher aufklaubt, ein Fernseher inmitten von bunten Leuchtgirlanden läuft und der mit Videokamera herumlaufende Tenorheld Stofftiere verteilt, dann ist jede Stimmung beim Teufel. Und Sabine Loew setzt mit ihren Ausstattern Ernst Peter Hebeisen (Bühne) und Angelika Rieck (Kostüme) auf noch mehr kitschige Amerikanismen in der neuen "Madame Butterfly" des Linzer Landestheaters. Ihre Rechnung geht auf. Spätestens ab dem zweiten Akt hat man sich an das nicht immer passende Ambiente gewöhnt und (an)erkennt nur mehr das Psychogramm der unglückseligen Japanerin. Den musikalischen Genuß der Aufführung in italienischer Sprache sichert das von Tibor Pazmany mit Verve geleitete Bruckner-Orchester.

Zwei Herren Annemarie Klinger Mag sein, daß seit Giorgio Strehler kaum noch erfüllbare Erwartungen an dieses Stück bestehen. Mag sein, daß der halbleere Zuschauerraum bei der Premiere drückend wirkte. Michaela Schedeys Inszenierung von Carlo Goldonis "Diener zweier Herren" (Übersetzung: H. C. Artmann) im Wiener Ensembletheater braucht geraume Anlaufzeit, bis ihr vermutliches Konzept, schwungvoll-witziges Ensemblespiel mit ironisch-kitschigen Musikeinlagen, aufgeht. Die Typen dieses, der Commedia dell'arte nahe gebliebenen, Lustspiels fehlen, mit Ausnahme von Hubert Wolfs hinreißend wendigem Truffaldino, nahezu völlig. Eine Aufführung, die das Potential hat, noch gelöster und besser zu werden. (bis 19. Juni, Info 01/533 2039)

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