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Schnitzler So nostalgisch, bittersüß und wehmütig wie Sven-Eric Bechtolf im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz hat schon lange niemand mehr Arthur Schnitzlers "Reigen" inszeniert. Auch dazu gehört in Zeiten krampfhafter Modernisierungen Mut. In der verschlissenen Pracht des großen Saales vermodert malerisch rötlich glimmendes Herbstlaub unter Eisenbetten. (Raum: Rolf Glittenberg) Von Beginn an sind alle Gestalten des Ringelspiels der Amouren auf der Bühne, schauen zu, kommentieren einander die "Paarungen" mit Raunen, Glockenspiel oder einem geschmelzten Liedchen. Fast zu "schön" das Ganze, wären da nicht der genaue Blick des Regisseurs auch auf die Verknüpfungen von gesellschaftlicher Macht und Sex und die exzellenten Darsteller. Unter anderen: Stefanie Dvorak, Regina Fritsch, Robert Meyer und Kitty Speiser. Annemarie Klinger * Srbljanovic Sie hocken in Prag, Sidney und Los Angeles, prosten einander ins neue Jahr und versuchen, mehr oder weniger erfolgreich, ihr Leben zu meistern. Biljana Srbljanovics "Belgrader Trilogie", die im Wiener Rabenhof zur österreichischen Erstaufführung kam, wirft berührend komische und zugleich erschütternde Blicke auf jene ihrer Zukunft beraubten jungen serbischen Intellektuellen, die das Haßgesicht des Nationalismus und der Krieg aus dem Land trieben. In Tina Laniks sensibler, die Waage zwischen Komik und Tragik haltender, Inszenierung beeindruckt die Vielseitigkeit der Darsteller. In jeweils mehreren Rollen spielen Oliver Haffner, Barbara Horvath, Mirjam Ploteny und Marko Pustisek. Philipp Brammer schockiert als junger serbischer (in Amerika geborener) Gewalttäter. Annemarie Klinger * Verdi Glänzender Opernauftakt für Brigitte Fassbaenders neue Intendanz am Tiroler Landestheater: Die Premiere von Verdis "Otello" geriet zum Fest. Hinreißend ließ Dirigent Georg Schmöhe das Innsbrucker Orchester aufrauschen, souverän führte er die Qualitätssänger. Deng Feng Zhao erstürmte die heldischen Höhen des rasenden Mohren, Francesca Scaini berührte als Desdemona, die ihren Opfertod mit Größe trug; Joachim Seipp lieh dem Jago seinen kernigen Bariton. Noble Ästhetik, streng stilisiert, wahrten Ausstatter Vincent Sturkenboom und die schlüssig-zeitlose Inszenierung von David Prins, der auf der kostbar dekorierten Schräge sinnvoll und dramatisch, ohne alle Mätzchen und Abwegigkeiten, agieren ließ. Langer Jubel im ausverkauften Haus für das großstädtische Format der Aufführung. Jutta Höpfel * Mozart Es ist der Beginn eines langen Abschiedes. Für die Wiederaufnahme von Mozarts "Idomeneo" an der Wiener Staatsoper - zuletzt gegeben vor fünf Jahren - hat Dirigent Bertrand de Billy zum letzten Mal mit dem hauseigenen Orchester geprobt. In der Spielzeit 2000/2001 wird der neue musikalische Direktor des soeben wiederaufgebauten Teatro Liceo in Barcelona zum letzten Mal im Haus am Ring dirigieren. Der Abschiedsschmerz scheint de Billy ein wenig gelähmt zu haben, denn vom nötigen Schwung ist diesmal in Mozarts eigener Lieblingsoper nichts zu merken. Ein Trost - zumindest für den Zuhörer - ist der schöne Gesang von Angelika Kirchschlager, Tortsen Kerl und Ruth Ziesak. Au revoir, Bertrand! Michael Krassnitzer

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