Unter den Kaienden verstand man in Rom einst den ersten Monatstag. Heute werden sie nicht mehr so herbeigesehnt wie noch vor Jahrzehnten, denn wenn sie gekommen sind, ist unser Gehalt bereits auf dem Konto. Wir drehen also nur noch den Kalender um. Das freilich tun immer mehr Menschen immer lieber, seit die Kalender so schön sind wie heute. Vielen erleichtert das Kalenderblatt im Blickfeld des Frühstückstisches das Ertragen des Wetters vor dem Fenster, wenn wenigstens im Format 54 mal 48 die Sonne im Streiflicht durch die Palmwipfel scheint, wie auf dem Kalender „Mythos Fernost" von Patrick Loertscher. Der Schöpfer des beeindruckenden Bandes „Natur Australien" (furche 45/1997) reist für seinen kleinen Kalenderverlag unablässig um den Globus. Ein anderes Prachtstück aus dem Genre Ferne Länder, ebenfalls aus einer Hand, ist „Ozeanien" von Tsuneo Nakamura im Verlag Heye: Zehn der zwölf Blätter sind ein einziges Schwelgen in ozeanischen Blautönen, kaum eines, an dem man sich in einem Monat sattsehen wird.
Nicht nur ferne Länder trösten am frühen Morgen. Für Freunde moderner Kunst haben wir den Dumont-Ka-lender „Art 1998" ausgesucht. „Der Treppenkopf" von Walter Dahn und Jiri Georg Dokoupil ist ein enormer Blickfang, „San Giovanni" von Salvo strahlt freundlich in den Alltag - ein sehr schöner Kalender. Zwölf Kostbarkeiten aus der Biblioteca Apostolica Vaticana enthält der „Belser Kunstkalender 1998": Eine Parade von Meisterwerken mittelalterlicher Buchkunst, jedes Blatt fachkundig erklärt.
Dem Tierfreund legen wir „Pferde" ,von Peter Thomann, Verlag Heye, ans Herz: 13 Schwarzweißfotografien, dynamische Bilder von Pferden in voller Bewegung, idyllische Bilder, Fohlen mit ihren Müttern -nicht nur etwas für Beiter.
Last, but not least der Blick aufs Vertraute: „Wien, Vienna, Vienne" von Ernst Hausner (Edition Wien). Das „Kunsthistorische" im Schnee, eine Otto-Wagner-Fassade auf der Wienzeile in herrlicher Frische, Schönbrunn über Blumenrabatten: Ein Kalender, der wohl nicht nur Lokalpatrioten zu erfreuen vermag.
