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Idol-Marketing, Social Payment, Crowdfunding: Die deutsche Piraten-Partei macht Vorschläge zur Urheberrechtsdebatte im Internet. Neue Denkansätze gibt es auch in Österreich.

Das Internet muss gratis sein, und alle Inhalte auch: In Deutschland hat die Piraten-Partei nun konkrete Vorschläge gemacht, wie diese Vision aus ihrem Parteileitbild am besten umzusetzen wäre - was Urheberrechts-Verfechtern die Haare aufstellen dürfte. Die Piraten sehen das derzeit geltende Urheberrecht als Haupthindernis auf dem Weg zu einem freien Zugang zu Wissen und Kultur - doch gerade Künstler sehen ihre Einnahmequellen durch Internet-Piraterie massiv gefährdet. Weshalb die Piraten nun etwa Idol-Marketing, Social Payment und Crowdfunding als alternative Erlösquellen für Schaffende aus dem Hut zaubern.

Idol-Marketing soll Künstler durch die Gratis-Verfügbarkeit ihrer Kunstwerke im Netz populär machen - was sich laut Piratenpartei in höheren Eintrittspreisen bei Konzerten oder Lesungen niederschlagen könnte. Bei Social Payment werden die Nutzer aufgefordert, freiwillig einen Wunschbetrag zu zahlen. Und mit Crowdfunding treiben die Künstler das Geld von der Netzgemeinde durch Spenden ein, bevor sie ein Kunstwerk damit erschaffen. Alles also ein Kinderspiel für Künstler? Die Piraten verweisen auf Studien, nach denen Künstler kaum mit Verlusten zu rechnen hätten, sofern sie ihre Inhalte gratis anböten.

"Erschöpfungsgedanken“ statt veraltetem Kopierrecht

Doch so einfach ist die Sache nicht, meint Hans Zeger vom Verein Arge Daten, der sich mit Datenschutz und Informationsrecht auseinandersetzt. "Für uns ist klar, dass die geltenden Urheberrechtsregelungen im Internet-Zeitalter nicht mehr angemessen sind“, so Zeger, jedoch: "Die Interessenvertreter aller Seiten reden aneinander vorbei.“ Und die Politik? "Die schaut dem Ganzen fassungslos zu.“

Grundsätzlich ginge es um die Bereiche Kopierrecht und Urheberrecht. "Beim Kopierrecht sind im digitalen Zeitalter Probleme aufgetreten, die es in der analogen Welt noch nicht gab: Heute ist die Kopie einer Datei identisch mit dem Original. Früher war die Qualität der Kopie immer schlechter als das Original. Daher war man mit dem Gestatten von Kopien großzügiger“, meint Zeger. Beim Urheberrecht tritt Zeger indes für einen "Erschöpfungsgedanken“ ein. Das soll so funktionieren: Ein Künstler bekommt für die Erschaffung eines Werks ein "angemessenes Entgelt, und dann ist es vorbei“, so Zeger. "Ein Schuhmacher hat auch keine Rechte mehr auf seine Schuhe, wenn er sie einmal verkauft hat.“ Kann man Kunst mit Schuhen vergleichen? Ein durchaus radikaler Ansatz, "über den in Österreich derzeit nicht zu diskutieren ist“, wie Zeger feststellt. "Aber es ist an der Zeit, den früheren Ansatz der Warenherstellung auch auf die Künstler zu übertragen“, meint er. Zur Absicherung der Einkommen von Künstlern könnte sich Zeger "gewisse Mindestkriterien“ vorstellen. "Auch das Förderwesen könnte man - etwa über regelmäßige Produktankäufe - anders organisieren“. Ein Vorschlag, der mitunter auch den Piraten sauer aufstößt: Denn die wollen bekanntlich ja auch keine allzu große Einmischung des Staates - gerade in kulturellen Fragen.

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