Werbung
Werbung
Werbung

Wirklich wertvoll ist Kunst erst dann, wenn sich Diebe oder Räuber dafür interessieren. Wird ein Kunstwerk gestohlen oder geraubt, kann man davon ausgehen, dass es bestimmten Personen wirklich kostbar ist: den Tätern oder deren Auftraggebern.

Jemandem, der als großer Künstler gelten will, kann gar nichts Besseres passieren, als dass es Versuche gibt, sich seiner Werke illegal zu bemächtigen. Bildenden Künste sollen schon selbst Diebstähle ihrer Werke inszeniert haben, um auf ihr Schaffen aufmerksam zu machen.

Solange in der Welt des Geistes geklaut wird - Melodien in der Musik, Ideen, Motive, Charaktere oder gar ganze Textpassagen aus Romanen oder Dramen -, lässt sich über das Ausmaß solcher Plagiate trefflich streiten. Werden Bilder von der Wand gerissen - wie eben in Oslo das berühmte Gemälde "Der Schrei" und ein weiteres Bild von Edvard Munch - oder eine Goldschmiedarbeit wie Benvenuto Cellinis "Saliera" aus dem Wiener Kunsthistorischen Museum entwendet, geht es um etwas Handfestes: um Materielles, das aber nur durch das damit verbundene Ideelle seinen Wert - und seinen Preis - bekommt.

Ob die kriminelle Aneignung solcher Werke mehr aus rein materiellen oder mehr aus spleenigen ideellen Motiven erfolgte, dürfte daraus ablesbar sein, ob die Objekte in absehbarer Zeit wieder auftauchen. Weder Munchs "Schrei" noch Cellinis "Saliera" kann man auf dem Kunstmarkt anbieten - man kann höchstens ein "Lösegeld" für die Rückgabe fordern, oder ein kunstbesessener Millionär kann sich solcher Werke in seinem Geheimkabinett erfreuen.

Echte Kunst macht Diebe. Natürlich fällt auf, dass relativ wenige Werke der Gegenwartskunst gestohlen werden. Sollte das daran liegen, dass der Großteil dieser Kreationen den meisten Menschen heutzutage ruhig "gestohlen bleiben" kann?

DerAutor ist freier Publizist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung