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"Zeitung muss brennen!" Das Magazin, das mit diesem Slogan warb, wollte sicher nicht jenen nacheifern, die einst die Bücher Andersdenkender (manchmal auch die "Häretiker" selbst) dem Scheiterhaufen übergaben. Gemeint war wohl, dass Medieninhalte unter die Haut gehen sollen - gemäß der Geschichte von den Emmausjüngern: "Brannte nicht unser Herz, als er mit uns auf dem Weg war?"

In diesem Sinn - nicht in jenem eines echten Feuers, wie es jüngst in London rund 100 Werke der so genannten Young British Artists (YBA) dahinraffte - sollte auch Kunst brennen. Wenn ein Funke von ihr überspringt, dann vermag Kunst ein Feuer der Bewunderung zu entfachen und mitunter auch Menschen zum Handeln zu entflammen. Das ist dann ein Glücksfall, wenn das Kunstwerk eine starke positive Aussage hat - zum Beispiel gegen Gewalt oder für soziale Gerechtigkeit.

Verbrannte Kunstwerke steigern den Preis der verbliebenen Kreationen der jeweiligen Kunstrichtung. Aber der Wert eines Kunstwerkes für die Menschheit besteht nicht im Preis, sondern in der Chance, sich damit auseinander zu setzen. Kunst muss an die Öffentlichkeit, damit sie zündende Wirkung entfalten kann. Insofern ist der Wert teurer Werke, wenn sie in Lagerhallen oder Privatsalons von Millionären dahindämmern, beschränkt.

Seit Jahren rätselt die Fachwelt, wo Vincent van Goghs "Porträt des Dr. Gachet" geblieben ist. Der japanische Industrielle Ryoei Sato ersteigerte es 1990 um 82,5 Millionen Dollar (ein Rekord, den erst kürzlich ein Picasso übertraf) und verfügte angeblich, nach seinem Tod - er starb 1996 - das Gemälde mit ihm einzuäschern. Dass das Bild wirklich dem Feuer übergeben wurde, wird bezweifelt, aber fern der Öffentlichkeit kann es zumindest sein eigenes Feuer nicht nach außen tragen.

Der Autor ist freier Publizist.

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