Kunst und Kultur in guten Händen

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Sie sei bestens vernetzt, kommentierte man zu Recht, als die Bestellung von Veronica Kaup-Hasler zur neuen Wiener Kulturstadträtin am Montag "geshared" wurde. Eine, der man in der Tat nichts zu erzählen braucht, keine Reden vorschreiben, kein künstliches Lächeln aufsetzen, keine Konzepte verschönen muss - Alltagsszenen einer (Kultur-)politikerin, mit der sie dennoch konfrontiert sein wird.

Aber Wien ist nicht nur das Eldorado einer liberalen Stadt, Wien kann auch ganz anders sein, das wird die neue Kulturstadträtin wohl noch merken - nicht nur in den Verabredungen der "kulturellen Stammhalter", sondern auch in der "Sozialdemokratie", die dem "seltsamen Wesen"(Eigendefinition bei der Pressevorstellung durch Michael Ludwig) nicht nur den Schutzmantel, sondern eben auch das Regierungsamt verleiht: Das ist grundsätzlich ermutigend für eine Erneuerung der politischen Ämter, die sich nicht nur der Inszenierung unterwerfen wollen. Sich Kaup-Hasler wahlkämpfend mit den üblichen Phrasen vorzustellen, fällt allerdings schwer. Jedenfalls heißt es für die Neo-Stadträtin, sich mit gutem Schuhwerk auszurüsten, um nicht auszurutschen. Ein Schuhwerk das bisher (Theater Basel, Wiener Festwochen, steirischer herbst) auch hohe Absätze vertragen hatte.

Was sie jedenfalls bisher auszeichnete: Politikerreden waren in ihrer Zeit als Intendantin des steirischen herbst verboten, sie sprach bei den Eröffnungen des Festivals immer selbst. Die vielen Taschen, die Veronica Kaup-Hasler stets bei sich trug, sind zu ihrem Markenzeichen geworden, denn unterwegs war sie in den letzten Jahren viel: International, wenn es darum ging, Festivalkoproduktionen für ihren - verglichen mit Wien doch sehr bescheiden finanzierten herbst - an Land zu ziehen, lokal als Pendlerin zwischen Wien nach Graz, wo sie zwölf Jahre den steirischen herbst bis 2017 wesentlich prägte.

Veronica Kaup-Hasler hat von Anfang an in ihrer langen Zeit in Graz den steirischen herbst politisch angelegt, sie hat Kunst und Kultur mit ihren Themen immer zeitdiagnostisch und politisch verstanden. Im Rückblick hat sie vorgemacht, reflektiert, was später eingetroffen ist. Der "Arabische Frühling", die "Parallelwelten", das "Sharing", die klare Haltung zur Flüchtlingskrise mit dem Festivalmotto des damals schon längst geschmähten Merkel-Zitates "Wir schaffen das": Sie hat(te) keine Scheu. Es ist schön, dass sie jetzt die Ressourcen in Wien verteilen darf. Sie sind bei ihr in guten Händen.

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