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Albert Schweitzers

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Am 14. Jänner 1965 wird Albert Schweitzer 90 Jahre alt. Noch immer wirkt Albert Schweitzer in Lambarene, wo er den größten Teil seines segensreichen Lebens verbracht hat.

Längst bevor die Politiker das Wort Entwicklungshilfe überhaupt kannten, leistete Albert Schweitzer bereits praktische Entwicklungshilfe in Afrika. Nicht, indem er riesige Staudämme baute, Großkraftwerke errichtete, chromblitzende Kliniken und lackfunkelnde Autos in Afrika einführte. Er brachte mehr: nämlich seine dienende Liebe, Liebe und Weisheit eines väterlichen Herzens und seine unermüdlichen Hände.

Heute wirft man ihm vor, er huldige in Lambarene einem unverzeihlichen Primitivismus. Er lasse die ihm von Amerika und Europa so reichlich gespendeten Elektrogeneratoren, Röntgengeräte, Außenbordmotoren und medizinisch-technischen Spezialapparate einlagern und verrosten. Als käme Hilfe für die Entwicklung eines einzelnen Menschen oder eines Volkes aus Motorrollern, Hochhäusern, Raketen oder Elektronengehirnen, und nicht allein aus dem Herzen, das Schritt für Schritt aus Zauberglauben und Dämonenfurcht herausführt in das zweifelsfreie Denken der in Gott geborgenen Menschlichkeit. Albert Schweitzers Hände, die Zement für einen Neubau im Krankendorf mischen, und der Schweiß, den die jungen Pflegerinnen dabei vergießen, wenn sie ihm den Kies schaufeln, sind für einen Kontinent, der erst allmählich in die Einsicht wachsen muß, daß Arbeitsgesinnung Dienst am Leben ist, wichtigere Entwicklungshilfe als die prächtigsten Geschenke von Limousinen, modernsten Kameras und schicksten Anzügen.

Man kann Kindern wie Völkern zwar damit schmeicheln, daß man ihnen die tollsten mechanischen Spielzeuge schenkt, doch davon ist weder eine Zivilisation, noch ein Mensch besser oder sittlicher geworden.

Wer folgt Albert Schweitzer heute? Wer morgen?

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