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Boeckls Lebenswerk

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Die mit Spannung erwartete Ausstellung des Lebenswerkes Herbert Boeckls wurde nun endlich im Museum des 20. Jahrhunderts eröffnet. Der überwältigende Eindruck den sie bietet ist der einer vollständigen Geschlossenheit. Zum Teil auch durch Aufstellungsprobleme bedingt, rückt die mittlere Periode, die die Arbeiten von 1929 bis 1945 umfaßt, an den schließlich doch entscheidenden Punkt des Zusammenhanges der ihr gebührt — Bindeglied zu sein zwischen dem genialen Frühwerk, das so klassische Leistungen wie das „Paar am Waldrand“ , die „Große und kleine sizilianische Landschaft“ , den „Steinbruch mit rotem Schatten“ , die „Tote Krähe“ umfaßt, und dem Spätwerk, in dem verwandelt und geläutert die Verbindung zur Jugend wiederhergestellt wird. Die ganze große und entscheidende Bedeutung Boeckls ist in dieser Ausstellung, die in mancher Beziehung und trotz mancher Lücken vollständiger ist als jene des Jahres 1946, zu ersehen: die leidenschaftliche Liebe zur klassischen Malerei, die in einer gewaltigen Anstrengung in einem Schaffens-nnd Liebesakt sondergleichen in das Werk hineingenommen wurde und für die Zukunft immer neue Bezugspunkte schaffen wird. Der Weg Herbert Boeckls führte ihn aus einer reinen und nüchternen Expressivität, die stets nach Ordnung und Gestalt strebte, über die Eroberung der sinnlichen Natur zu einer Vergeistigung der Formen, die in Seckau — einem europäischen Hauptwerk sakraler Malerei — vielleicht ihren erschütterndsten Ausdruck gefunden hat. Malerei war für Herbert Boeckl immer ein Ausdruck einer Liebestat, ein religiöser Akt, diese Tatsache gibt der Ausstellung ihre ethische Größe. Gleichzeitig manifestiert sie einen Koloristen und Zeichner von klassischer Statur, der dabei sein spezifisch österreichisches nicht verleugnet, einen Maler, der in der Verwandlung der Wirklichkeit das Ewige sucht und es ahnungsvoll gestaltet. An ihm ist vieles gutzumachen. Daß es so spät und in einer, seiner, so tragischen Situation geschieht ist schmerzhaft. Um so wichtiger ist diese Ausstellung. Man darf sie nicht versäumen, da sie für die österreichische Malerei von eminenter Bedeutung ist und kann nur hoffen, daß sie dazu beiträgt dem Maler jene internationale Geltung zu sichern, die er kraft seiner Hauptwerke schon längst für die Eingeweihten besitzt.

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