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Das Spätwerk Kandinskys

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Etwa hundert Werke Kandinskys, darunter 70 Gemälde und 30 Aquarelle, die zum größten Teil von Nina Kandinsky in Paris zur Verfügung gestellt wurden und relativ unbekannt sind, zeigt das Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Köln ist damit die erste und einzige deutsche Stadt, die diese durch eine vielseitige und ausgeglichene Wahl hervorgehobene Ausstellung fceigt. Zum ersten Male wird hier ein__umfassender Einblick in Kandinskys Spätwerk gegeben, das in allen Ausstellungen bisher noch nie so reich belegt werden konnte. Allein 89 der gezeigten Bilder stammen aus der Zeit nach 1910 und folgen also dem ebenfalls ausgestellten „ersten abstrakten Aquarell“; unter diesen wiederum datiert der größere Teil aus den Jahren 1933 bis 1944, in denen Kandinsky nach der Schließung des Bauhauses in Neuilly lebte.

Die Welt zu erfassen, zu ordnen und in ein Sinnganzes zu bringen, war Kandinskys Ziel, das er von seinen ersten „Improvisationen“ bis zu seinen letzten, immer verfeinerter und vollendeter gestalteten Kompositionen verfolgte. Nach dem mehr kon struktiven, rationell durchdachten Gefüge der Bauhausbilder erreichte er später eine Auflockerung des strengen, sehr geistigen Bildaufbaues — dessen Probleme ihn jedoch unaufhörlich bis an sein Lebensende weiter beschäftigten —; eine Verbindung der ersten, rhythmisch bewegten und stark farbigen Phase (heute durch die Tachįsten wieder aktualisiert) mit der musikalisch-lyrischen, geometrischen Ordnung zur lebendigen Synthese. Zu den schönsten der ausgestellten Arbeiten zählen einige Aquarelle mit ihrer „geordneten Anhäufung“ (der Titel eines der Blätter). Sie bezeugen einen außerordentlich phantasiereich variierten und vollendet beherrschten Reichtum an Form- und Strukturelementen, die in eine sinnvolle, harmonische und nicht selten, auch heifer-gelöste und stimmungsvolle Aufeiharräerfolge gebracht'wurden. Die Ausstellung ist durchaus dazu angetan, das Bild von Kandinskys überragender Bedeutung für die Kunst dieses Jahrhunderts zu erweitern und erneut zu festigen. Nach ihm ist es bisher keinem gegenstandslos malenden Künstler mehr gelungen, mit frei erfundenen Formen und ihren- Farben so souverän urtd oft auch spielerisch-unbeschwert umzugehen und ihnen einen Beziehungsreichtum oder eine Tonalität zu entlocken, die immer wieder von neuem Bewunderung erregen.

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