7097003-1994_48_21.jpg
Digital In Arbeit

Düsterer Zyklus in „freier Erfindung“

19451960198020002020

Hans Fronius‘ achtzehn Monotypien „Der Schloßherr” zeigen blutdurchtränkte Ausweglosigkeit. 1993 hat sie das Rupertinum von der Witwe erworben.

19451960198020002020

Hans Fronius‘ achtzehn Monotypien „Der Schloßherr” zeigen blutdurchtränkte Ausweglosigkeit. 1993 hat sie das Rupertinum von der Witwe erworben.

Werbung
Werbung
Werbung

Nur das Hey len des Wolfes beklagt den sinnlosen Tod von Reh und Adler. Die Zerstörungswut des Schloßherrn aber richtet sich schon bald auch gegen Menschen: Der greise Diener fleht den Herrn an, vom wüsten Treiben abzulassen. Er wird erstochen. Die Geliebte wird ertränkt. Anklagend ragt ihr Arm aus dem nebelüber- wogten Schloßteich. Was muß in dem Künstler vorgegangen sein, daß ein Spaziergang ihn zu einer dermaßen schaurig-abseitigen Geschichte inspirierte? Die Allee mit den unheimlichen Bäumen, das düstere Herrenhaus, waren die Umsetzung der Eindrücke eines friedvollen Nachmittagsspazierganges in Fürstenfeld!

Hans Fronius nannte seine achtzehn Monotypien mit dem Titel „Der Schloßherr“ einen „Zyklus freier Erfindung“. Er schuf diese düsteren Blätter in der Nacht vom-4L auf den 12. Juni 1952. In der Nacht darauf schenkte seine Gattin ihm einen Sohn und er ihr den noch druck- frischen Zyklus. Was mag die junge Mutter sich gedacht haben, als sie die Bildergeschichte mit tödlichem Ausgang zum ersten Mal durchblätterte? Das „Rupertinum“ jedenfalls erwarb die Blätter 1993 aus dem Besitz der Witwe.

Eine Welt in der es keine Hoffnung, ein Leben aus dem es kein Entkommen gibt: Immer wieder bearbeitet Fronius das Thema „Ausweglosigkeit“. „Der Schloßherr“ ist auch inhaltlich Fronius’ „Erfindung“. Mit den Zyklen zu Kafkas „Schloß“ und Meyrinks „Golem“ dagegen illustrierte er literarische Vorlagen.

Die Monotypie-Technik gestattet dem Künstler ein sehr spontanes, von Werkstatt und Druckereipersonal unabhängiges Vorgehen: Eine Glasplatte wird mit Druckfarbe geschwärzt, das Motiv in die frische Farbe „geritzt“. Hans Fronius hielt diesen Zyklus für eines seiner gelungensten Werke.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung