7086400-1994_15_23.jpg
Digital In Arbeit

Ein Ostersonntag mit dem Aktionskünstler Hermann Nitsch

Werbung
Werbung
Werbung

Ich höre nm- selten Radio. Vieleicht habe ich nir deswegen las Staunen lewahrt. Und gestaunt habe ch an diesem Sonntag, dem

Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung Jesu Christi. Ich drehe zufällig 01 auf: „Vis ä vis“ - eine von Hubert Arnim-Ellissen gestaltete Sendung.

Seine Gesprächspartner: Der Aktionist Hermann Nitsch (siehe Foto) und ein gewisser Friedhelm Mennekes, ein Jesuit, wird einführend erklärt. Er habe schon in blutigen Meßgewändern von Nitsch Messe gefeiert. Eine Empfehlung?

Die drei Herren kommen ins Gespräch: über die Tiefen der Seele, die Abgründe im Menschen, über das Mysterium, die „Kunst“ des Hermann Nitsch, seine Spontaneität, was er den Menschen bewußt mache…

Ich drehe ab, ertrage es einfach nicht. Es ist doch der größte Feiertag der Christenheit! Christus ist auferstanden von den Toten, nachdem er unter furchtbarsten Bedingungen am Kreuz ge storben ist - für uns. Und da doziert ein „Künstler“, der notorisch das Kreuzesopfer Christi in „Aktionen“ verhöhnt hat.

Ja, ich weiß schon: Man kann zu dem, was Nitsch aufführt, auch irgendwelche Theorien drapieren, mit schwer verständlichen, hochtrabenden Worten das Furchtbare verpacken. Tatsache bleibt: Wer in priesterlichen Gewändern Schweine und Schafe zerlegt, eine nackte Frau ans

Kreuz fesselt, „und ihr ein künstliches Glied in ihr Geschlecht“ einführt (Der Standard, 19. April 1989), wird im ehemals christlichen Kulturraum nicht vermeiden können, daß viele darin reine Blasphemie, also Gotteslästerung beziehungsweise Verhöhnung ihrer Religion sehen.

Schlimm genug, daß Nitsch öffentlich so agieren konnte. Das zeigt, wie weit sich unsere Gesellschaft von ihrer christlichen

Basis entfernt hat. Im moslemischen Raum wäre Ähnliches undenkbar. Schlimmer, daß jemandem, der solches tut, am höchsten Fest der Christenheit ein Auftritt im öffentlichen Rundfunk an der Hauptabteilung Religion gegeben wird. Katastrophal aber, daß dies in Gegenwart eines applaudierenden Priesters (!) geschieht und von einem für Glaubensfragen zuständigen Journalisten arrangiert wird.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung