6583531-1951_31_11.jpg
Digital In Arbeit

Eine einzige Ausstellung...

Werbung
Werbung
Werbung

Immer noch ist die Galerie W ü r t h 1 e der einzige Ort in Wien, an dem beispielsweise der Ausländer einen einigermaßen genauen Überblick über Umfang und Qualität des Schaffens unserer Maler und Zeichner gewinnen kann. Das spricht nicht für die offizielle Kunstpflege unseres Landes* aber es spricht für die Galerie- Würthle. Kein Zweifel also, daß die einzige sehenswerte Ausstellung, die im Wien der toten Saison eröffnet wurde, in dieser Galerie zu finden ist.

Wieder einmal hat die Neue Galerie“ der Stadt Linz mit ihrer großen Kokoschka-Ausstellung — über die in unserer nächsten Nummer berichtet werden soll — der Bundeshauptstadt in Belangen der bildenden Kunst den Rang abgelaufen. Nun, dde Galerie Würthle bemüht sich, das wenigstens zum Teil gutzumachen und zeigt in einem ihrer Kabinette eine Auswahl von Kokoschka-Graphiken, vorzüglich Porträtskizzen, deren Klarheit und Prägnanz e6 uns heute unbegreiflich erscheinen lassen, daß man diesen Künstler jemals ob seiner „Unnatürlichkeit* verhöhnen konnte. Sie allein lohnt einen Besuch in der Weihburggasse 10.

Die Wiener Künstler sind mit qualität-vollen Arbeiten vertreten, deren manche aus früheren Exposituren bekannt 6ind und keine Würdigung mehr notwendig haben. Otto Beckmann zeigt einen prächtigen Holzschnitt — „Pandora —, der nicht nur technisch ein kleines Wunder ist; Walter Eckert, der kürzlich 6ehr zu Recht einen Förderungspreis der Stadt Wien erhalten hat, weist charakteristische Proben seines neuen Schaffens vor — knappe und höchst durchdachte Blätter, in denen mit geringstem Aufwand an Mitteln ein Maximum an formaler und geistiger Wirkung erreicht ist. Aus der Hand Hermann Walentas kommen einige bemerkenswerte Zeichnungen.

Eine Kostbarkeit für den Kenner: eine kleine Kollektion erlesener französischer Graphik — Radierungen von Delacroix und Degas, Lithographien von Toulouse-Lautrec und andere mehr — ist zu ebener Erde zu sehen. Und wenn der Besucher nach all dem noch weiterer Eindrücke fähig 6ein sollte, sei ihm empfohlen, sich noch die Mappe mit Lithographien anzuschauen, die Wolfgang B a m i n g e r, ein Absolvent der Akademie für angewandte Kunst, zu Gogotechen Erzählungen geschaffen hat. In diesem jungen, aus Bruck an der Leitha stammenden Graphiker dürfte ein Künstler von beachtlichen Graden zu erhoffen sein. Er verdient Aufmerksamkeit.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung