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Feuertodfiir den Ketzer

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Heute wird niemand mehr auf dem Scheiterhaufen ver-brannt, wenn er die Dogmen der Kirche in Zweifel zieht. Aber immer noch geistert der Regriff „Inqui-sition" durch Kommentare, die sich mit umstrittenen Theologen befassen - die letzte Hinrichtung wegen „hart-nackiger Ketzerei" fand erst vor 170 Jahren in Spanien statt.

Am 31. Juli 1826 wurde in Valencia der 46-jahrige Schulmeister Cay-etano Ripoli gehenkt (wenn auch nicht verbrannt), der von einem Glau-bensgericht zum Tod verurteilt wor-den war. Selbst in Spanien war die Inquisition 1820 aufgehoben worden, unter Ferdinand VII. jedoch auf Be-treiben der Ultraroyalisten wieder zur Geltung gekommen. Ripoli war ihr letztes Opfer. Dabei waren die Ab-sichten der Synode von Toulouse, die 1229 die Inquisition ins Leben rief, darauf gerichtet, die MaBnahmen ge-gen die „Haretiker" in geregelte Bah-nen zu lenken. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts hatte die Bewegung der Katharer in Mitteleuropa um sich ge-griffen - und vielerorts den Zorn der Volksmassen auf sich gezogen.

Um Lynchjustiz zu verhindern, verordnete die Synode von Toulouse, daB in jeder Pfarrei ein Priester und mehrere „wohlbeleumdete" Laien den Haretikern nachforschen und sie zur Bestrafung dem Bischof anzeigen sollten. Aber niemand diirfe als Hare-tiker gestraft werden, ehe der Bischof das Urteil gesprochen hatte.

Von Todesstrafe sprach das Syno-dalpapier nichts - die erste Ketzerver-brennung hatte schon 1197 Konig Peter von Aragonien angeordnet. Kaiser Friedrich II. bestimmte den Scheiterhaufen gesetzlich als Strafe fiir Ketzer. Die weltlichen Machthaber hielten die Haretiker fiir fahig, die staatliche Ordnung zu untergraben, wenn sie die Obrigkeit, den Fid, die Familie, die Steuern und den Krieg ablehnten. In Spanien fungierte die Inquisition seit 1478 als staatliche Behorde, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden dort mehr als 30.000 Menschen verbrannt.

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