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Fiktives Meisterwerk

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Wenn Michelangelo und Auguste Rodin heute lebten, würden sie dann mit Hammer und Meißel aus Steinblöcken Figuren hauen? Wohl kaum. Unter dem Titel „postproduktion” präsentiert die Generali Foundation in Wien einige Stücke aus ihrer im Aufbau befindlichen. Sammlung zeitgenössischer Skulptur, („postproduktion”, ein Begriff aus der Filmsprache, verweist darauf, daß Kunstwerke auch nach ihrer Fertigstellung durch Art der Ausstellung, Neuinterpretation und anderes einer Nachbearbeitung unterworfen sind.) Zeitgenössische Skulptur beschränkt sich keineswegs nur mehr auf körperhafte Gebilde aus festen Stoffen; sie hat zwar noch etwas mit Baum zu tun, allerdings nur mehr in einem sehr weit gefaßten Sinn. Demnach sind in der Schau Filminstallationen (Valie Export, Dan Graham), Videoinstallationen (Gottfried Becht-hold) Installationen ohne Präfix (Bruno Gironcoli, Heimo Zobernig, Franz West) und an der Decke installierte Bildcollagen (Elke Krystufek) zu sehen. Ein repräsentatives, sehr gut zusammengestelltes Panoptikum jener Kunstsparte, die einst „Bildhauerei” hieß.

Dann, plötzlich, man traut seinen Augen kaum: Ein amorphes Gebilde aus blauem Polyester mit vielen Bun-dungen und einem Loch in der Mitte, noch dazu auf einem Sockel stehend. Eine Skulptur wie aus dem Bilderbuch. Dieser Vergleich erweist sich allerdings als nur allzu richtig: Der Franzose Bertrand Lavier rekonstruiert aus Comics fiktive Kunstwerke der Moderne. Das an Objekte von Hans Arp erinnernde Stück stammt aus einem Mickey-Mouse-Heft,” in dem der naseweise Nager einem bestohle-nen Museum behilflich ist. In seiner klischeehaften Formensprache und seiner „Menschenfeindlichkeit” (gnadenlos interpretiert von Sabine Breitwie-ser, Leiterin der Generali Foundation) spiegelt sich einiges an -naiven und böswilligen - Vorurteilen gegenüber moderner Kunst wieder.

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