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Kirchenbau in Hochfilzen

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Die Pfarrkirche in Hochfilzen wurde im Jahre 1746 erbaut. Damals zählte die Gemeinde ungefähr 200 Einwohner. Inzwischen ist die Einwohnerzahl auf 750 und in den letzten drei Jahren, durch die Errichtung eines großen Industriewerkes, auf 1000 angewachsen. Eine Vergrößerung der kleinen Dorfkirche war dringend notwendig.

Der planende Architekt, Ing. Walter P e-t r e y, ist seiner Aufgabe bestens gerecht geworden. Mit verblüffend einfachen Mitteln ist es ihm gelungen, einen modernen und doch weihevollen Kultraum zu schaffen. Fragen wir nach der Grundidee dieses Gottes- und Gemeindehauses. Wenn der Satz stimmt, daß der erste Eindruck immer der richtige sei, dann müßten wir diese Kirche eigentlich — man verzeihe den Ausdruck — eine „getaufte Fabrikhalle“ nennen. Bitte, es recht zu verstehen! Nichts Abträgliches soll in diesem Wort liegen. Vielmehr das Lob für den Planer, daß er — vielleicht in einer unbewußt intuitiven Schau — es geahnt hat: Arbeits- und Gebetsraum, Alltag und Sonntag dürfen nicht auseinanderklaffen. Auch die Lichtführung im Raum bot einige Schwierigkeiten. Für die Kirche bilden die Hauptquellen des Lichtes die neun Langhausfenster, deren künstlerische Gestaltung dem akademischen Maler Josef W i d m o s e r (Innsbruck) anvertraut wurde. .

Die Fenster lassen in ihrem expressionistischen Konzept alles Unwesentliche beiseite und nehmen nur den Kerngedanken des Rosenkranzgeheimnisses heraus. Sie wollen zum selbständigen Nachdenken anregen, wie es ja dem Grundgesetz jedes Rosenkranzbetens entspricht. Welch großen Radius sein Können umspannt, zeigt Meister Widmoser an den beiden Fenstern im Altarraum, die er in der modernen Technik des Betonglases verlegt hat — kaum glaublich, daß sie von derselben Hand stammen, so verschieden sind sie in Farbe und Konzeption. Schon durch die unregelmäßige Form der Oberfläche gibt diese Technik dem Glas ein ungemein reizvolles Farbenspiel.

Den Höhe- und Schlußpunkt des ganzen Raumes bildet der mächtige Hochaltar, der beherrschend und wuchtig die ihm als Opferstein zukommende Bedeutung einnimmt. Dem christlichen Altar geziemt Dauer und Festigkeit, weil der Ewigkeit Gottes nur das Dauerhafte entspricht. Wenn dann erst einmal der endgültige Tabernakel — das sicher am kostbarsten ausgeführte Stück der Einrichtung — aus den Werkstätten Schneider-Rappl, Schwaz —, und der neue Taufstein unter den beiden Fenstern im Priesterraum seinen Platz haben wird, dann darf man Hochfilzen wahrhaft gratulieren: Das hohe Können von Architekt und Künstler, der selbstlose Einsatz aller haben ein , Werk geschaffen, das auch in der Architektur der Zukunft seinen Platz behaupten wird.

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