Caspar David Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer - © Foto: Getty Images / DeAgostini; Amburgo, Hamburger Kunsthalle

László F. Földényi: Das Sehen sehen

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László F. Földényi betrachtet ein Bild von Caspar David Friedrich und erkennt darin eine Zeitenwende. Sein Essay erzählt ein Stück Geistesgeschichte.

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László F. Földényi betrachtet ein Bild von Caspar David Friedrich und erkennt darin eine Zeitenwende. Sein Essay erzählt ein Stück Geistesgeschichte.

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Da steht ein Mann im Bild und schaut auf Nebel und Wolken. Wer das Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“ von Caspar David Friedrich betrachtet, sieht einen Rücken, kein Gesicht, und sieht nicht, was dieser Mann sieht. Wer den Essay „Der Maler und der Wanderer. Caspar David Friedrichs Urkino“ von László F. Földényi liest, schaut dem Autor beim Betrachten, Denken und Vermitteln seines Denkens zu, ausgehend von Friedrichs Bild, unter Zuhilfenahme von Literatur von Schriftstellern und Philosophen.

Es gibt nicht viele, die dermaßen über ein Bild schreiben und Geistesgeschichte erzählend vermitteln können wie der Kunsttheoretiker und Literaturwissenschaftler Lász­ló F. Földényi. Seine Kunst ist nicht nur das verständliche Schreiben, sondern auch die stets weiterführende Frage. Etwa jene, was an diesem Bild aus dem Jahr 1818 irritiert, was sich hier an Verschiebung der bisherigen Darstellungsweisen zeigt.

Die beiden „Teile“, aus denen das Bild besteht, diese nebelverhangene Landschaft und dieser wie ein Städter gekleidete Mann mit dem Rücken zum Betrachter, sind in ein Verhältnis gebracht, das nicht ausgeglichen wirkt. Denn der Betrachter scheint nicht in der Landschaft zu stehen, „sondern vor beziehungsweise über ihr“. Grund genug für viele Interpretationen; im 20. Jahrhundert las man die Gestalt als „Propheten der Gewalt oder des Populismus“ genauso wie als „Verkörperung der Schrulligkeit oder der Exzentrik“.

Földényi aber interessiert sich vor allem für das Sehen: „Was ist das für ein Bild, auf dem das, was wir sehen sollten, an unserer Stelle ein anderer sieht, während das, was wir sehen, gerade er nicht sieht?“ Das Bild „Wanderer über dem Nebelmeer“ ist Ausgangspunkt für Földényis Essay über eine Epoche, in der sich das Sehen merklich veränderte.

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