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Maximilian — Ritter und Europapohtiker

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Er bekannte in seinem autobiographischen Buch „Weißku-nig", wonach er Zeit seines Lebens getrachtet hatte: durch im Gedächtnis haftende Handlungen nach dem Tod nicht vergessen zu werden. Tatsächlich gilt Maximilian I., erwählter Bömischer Kaiser ohne Kaiserkrönung in Born, als einer der populärsten Herrscher. So feiert ganz Tirol - vor allem aber die Landeshauptstadt Innsbruck -heuer mit dem fünfhundertsten Geburtstag des „Goldenen Dachls" auch den Bauherrn Maximilian, der den mit einem Dach aus 2.738 feuervergoldeten Kupferschindeln und schönen Beliefs geschmückten Prunkerker 1496 anläßlich seiner Heirat mit Bianca Maria Sforza errichten ließ.

Höhepunkt der Festveranstaltungen ist die dem Monarchen gewidmete Ausstellung in der Außenstelle des Wiener Kunsthistorischen Museums auf Schloß Ambras. Gezeigt wird im mittelalterlichen Bergfried des von Maximilians Urenkel Erzherzog Ferdinand II. von Tirol umgebauten Schlosses neben neuaufgestellten Bildwerken aus der spätgotischen Sammlung vor allem ein Flügelaltar aus den Jahren 1508-1515 mit reichen Bildschnitzereien des heiligen Georg.

Aus der Gemäldegalerie sowie der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums stammt eine Reihe besonders qualitätvoller Objekte aus dem ehemaligen Besitz des - weil er Abenteuer, Minnedienst, Ehre, Treue, Turniere und die Jagd geliebt hatte - gerne als „letzten Ritter" bezeichneten Herrschers. Dazu zählt das von Ambrogio des Predis geschaffene Porträt des Kaisers. Dazu gehört aber auch die in der Rüstkammer im Ambraser Unterschloß präsentierte kostbare Gerätschaft zur Falkenjagd wie vergoldete Falken-und Habichthäubchen sowie künstlerisch gestaltete Jagdwaffen aus edlem Material. Erzherzog Ferdinand II. gab das Unterschloß in den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts zur Aufstellung seiner Sammlungen neben dem Hochschloß in Auftrag. Es wurde zum ersten Museum der Neuzeit. Als künstlerisch bedeutendstes Exponat aus maximilianischer Ära birgt es die aus Birnbaumholz geschnittene kleine Figur des Todes als Jäger, gut tirolerisch „Tödli" geheißen. Angefertigt wurde es für Maximilian I. vom Landshuter Bildhauer Hans Leinber-ger um 1520.

Als Leihgabe des Landes Tirol sind die in Bronze gegossenen Büsten römischer Imperatoren zu sehen. Sie sind Bestandteil eines nicht verwirklichten Grabmalprojekts des Herrschers und sollten auf die antiken Vorgänger Maximilians im Römischen Kaisertum von Cäsar bis Theodosius verweisen. Hergestellt wurden sie in Augsburg, dem nach Innsbruck am meisten bevorzugten Wohnsitz eines Habsburgers, der an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit Europapolitik betrieb. (Bis 31. Oktober)

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