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Rubens: Die Pranke des Löwen

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Ich habe ein großes, ganz von mei-i ner Hand stammendes Bild beil nah beendet, das meiner Meinung nach zum Besten gehört und eine Löwenjagd darstellt, wobei die Gestalten ihre natürliche Größe haben”, schrieb Peter Paul Rubens 1621. Als Geschenk für den Grafen Hamilton gemalt und 1706 in die kurfürstliche Galerie nach München gelangt, erstrahlt die „Löwenjagd” nach der Restaurierung im raffiniert ausgewogenen Kolorit der Graublau-Töne, in denen das schimmernde Weiß in der Bildmitte, sowie Rot und Rlau als Gegengewicht zur kompositorischen Diagonale starke Akzente setzen. Rubens steigert in diesem Gemälde, das zu seinen großartigsten Werken gehört, den noch unentschiedenen Kampf auf Leben und Tod zwischen Tier und Mensch zum höchst dramatischen Moment.

Dem Meister bei seiner genialischen Bildfindung zur „Löwenjagd” über die Schulter zu blicken, den spontan ausgeführten und wieder korrigierenden Pinselstrichen im Entwurf zu folgen, dies ermöglicht eine Ölskizze, die als glanzvolle Neuerwerbung im reichen Rubens-Bestand der Alten Pinakothek in einer bisher einzigartigen Ausstellung von Skizzen des großen Flamen zu sehen ist.

Die Eichenholztafel zeigt detailliert ausgeführt die zentrale Figurengruppe des vom Pferd stürzenden Mannes und des angreifenden I ieres, nur skizziert beziehungsweise flüchtig angedeutet die übrigen Reiter, nach vorne hin schnell hingeworfene Konturen und verwischte Übermalungen. Der durchschimmernde Kreidegrund und die darüber gelegte bräunlich lasierende Imprimitur verstärken den Eindruck der Lebendigkeit und Spontaneität dieser Skizze, die dem Maler nur zur Formulierung seiner eigenen Rildidee diente. Erst auf dieser Tafel gelangt Rubens zu der spannungsvollen Komposition des kopfüber Stürzenden wie ein Vergleich mit der Skizze in St. Petersburg deutlich macht.

Nach Ausführung der „Löwenjagd” verwendet Rubens die Tafelrückseite für eine Skizze zum nächsten Auftrag, den Maria de'Medici 1622 für das Palais de Luxembourg mit ihm vereinbart. „Die Hochzeit in Procuratione” ist die vierte Szene aus dem aufwendigen Programm fürstlicher Allegorie, zu dem sich bereits sechzehn Ölskizzen in München befinden. Acht weitere, unter anderem aus Paris, St. Petersburg und London, geben Aufschlüsse über Planung und Ausführung dieses umfangreichen Zyklus.

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