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Sympathische Dolomitengeister

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Eine Erzählung für Jugendliche und Erwachsene" verspricht der Klappentext, eine Erzählung aus „Realität und Vorstellung, aus Geschichte und Sage", wenn die Rerichte des „Reisemönches", des Benediktiners Beda Weber aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - historisch belegt - mit dem Geflüster kindlicher Dolomitengeister, angeleitet von „Muhme" und „Ohm", zusammenfließen.

Da nehmen urzeitliche Versteinerungen Gestalt an, Kristalle werden lebendig, Berganemone und Murmeltier spielen mit - die Dolomiten „jenseits der Baumgrenze ... oberhalb vom Wimmeln und Drängen der Baumwelt und unterhalb von bloßem Felsen und Eis und Schnee".

Und etwas tiefer, am Ausgang des Pustertales, steht die Burg Bodenegg, heute noch im Besitz der Nachfahren Oswalds von Wolkenstein, des bedeutendsten Tiroler Minnesängers des Hochmittelalters.

Die romanischen Fresken vom Beginn des 13. Jahrhunderts, die ältesten profanen Darstellungen im deutschen Sprachraum, erzählen die Sage von Iwein, dem Ritter aus König Arthurs Tafelrunde, wie sie Hartmann von Aue aufgezeichnet hat.

Was macht es da, daß diese Wandmalereien erst vor gut 20 Jahren in der „alten Kapelle" gefunden wurden? Hier, in den Berichten der Berggei-sterchen, verweben sie sich mit den Berichten des wandernden Mönches, der vor 150 Jahren in Meran den Gymnasiasten Latein und Griechisch beibrachte und dazwischen in den Tälern

Südtirols die Natur erforschte. Und immer wieder wird die Handschrift einer Autorin erkennbar, die bisher als Gestalterin von Glasfenstern in Kirchen, als Bestauratorin erfolgreich war und nun auf ein neues Gebiet übergreift. Nur die gelernte Malerin kann Farben so sprechen lassen: „Neben dem Braunorange erschien das kalte Grau fast blau, und das Ocker war so fein abgestuft von hell nach dunkel, daß es golden wirkte."

Die richtige Reiselektüre für einen Ruhetag, wenn auch nicht „jenseits der Raumgrenze", aber in einer der idyllischen Sommerfrischen des Pustertales.

JENSEITS DER BAUMGRENZE

Erzählung von Silvia Nagacevschi EOSVerlag, ErzabteiSt. Ottilien 1996. 161 Seiten, geb., öS 198-

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