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Synagoge wird Bibliothek

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Dokumente und Fotografien, Objekte des religiösen und privaten Lebens aus 300 Jahren Geschichte der Hohenemser „Schutz-Juden” zu zeigen - das ist der ambitio-nierten Direktorin des Jüdischen Museums Hohenems, Eva Grabherr, zu wenig.

Nicht nur während der Dauer der Bregenzer Festspiele, sondern bis hinein in den Oktober komplettiert sie die eindrucksvolle Schausammlung in der ehemaligen Villa der jüdischen Fabrikantenfamilie Heimann-Rosenthal durch die Veranstaltungsreihe „Ein Viertel Stadt”. Geführte Rundgänge durch das jüdische Viertel zählen ebenso dazu wie abendliche Großprojektionen an historisch markanten Hausfassaden und Vorträge, in denen eine

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Kultur ins Bewußtsein der Besucher gerufen werden soll.

Beim Einmarsch Hitlers ins „Länd-le” lebten nur noch zwanzig Juden in der Geburtsstadt Salomon Sulzers, des Erneuerers der Synagogenmusik. Reiche Kaufleute und arme Hausierer, große Fabrikanten und die Mehrzahl der kleinen Handwerker waren seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus Hohenems verzogen. Durften sich doch Juden, zu dieser Zeit erstmals niederlassen, wo sie wollten. Die nach Erlassung des „Hohenemser Schutzbriefes” im Jahre 1617 errichteten Häuser - die Synagoge und die jüdische Schule, das Ritualbad (Mikwe), das Armenhaus, die Villen und Bürgerhäuser sowie die kleinen geschindelten Bauten der Armen - stehen nach wie vor als geschlossenes Ensemble neben den Gebäuden der Christen.

Die Svnacope ist heute Feuerwehr-

haus. Schule, Armenhaus und Mehrfamilienhäuser, vorwiegend von kurdischen Immigranten bewohnt, sind in baulich schlechtem Zustand. Die Mikwe wird als Lagerraum genutzt. Die ehemaligen Häuser der jüdischen Großbürger sind relativ gut erhalten. Die Villa Heimann-Rosenthal befindet sich seit Jahren im Besitz der Stadt Hohenems, wurde vom „Verein Jüdisches Museum Hohenems” renoviert und zum Museum umgestaltet.

Da eine denkmalpflegerische Unterschutzstellung des gesamten jüdischen Viertels abgelehnt worden ist, wollen kulturpolitisch engagierte Bürger zumindest eine würdige Nutzung einiger Gebäude durchsetzen. So sollen ihren Vorstellungen nach Schule und Synagoge saniert und als Bildungshaus beziehungsweise Museumsbibliothek etabliert werden. Eva Grabherr unterstützt mit ihren Proiekten die Pläne.

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