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Unsere Alltagssprache ist durchwachsen von festen Redensarten mit bestimmten Merkmalen: meist zweigliedrige Struktur, Ursprung im rechtlichen oder sakralen Bereich und ein altertümliches Profil, das wenigstens einen Bestandteil der Fügung auf die jeweilige Formel beschränkt. Durch Stabreim oder Endreim erhält der Ausdruck seinen lautlichen Reiz und eine unverhoffte Gedächtnishilfe: frank und frei, Stock und Stein, schlecht und recht oder Dach und Fach.

In frank und frei ist das erste Adjektiv aus französisch franc ("frei") entlehnt. Der Stock bezeichnet als Wortpartner von Stein den Stumpf eines Baumstammes, den man auf der freien Wildbahn überqueren muss. In Dach und Fach verweist das zweite Element auf eine beliebte Bauweise, bei der Teile der Mauer durch Balken eingesäumt waren.

Unserem Sprachbewusstsein gänzlich entschwunden ist der ursprüngliche Sinn der Fügung mit Kind und Kegel. Da Kegel im Mittelhochdeutschen auch das uneheliche Kind bedeutet hat, bezieht sich die feste Phrase auf die ganze Sippe, quasi als personelles Pendant zu Sack und Pack.

In schlecht und recht bietet sich für das erste Wort eine negative Lesart ("übel" oder "mangelhaft") an. Doch das ist keineswegs die Botschaft dieses Idioms, das ja ein passables Gelingen ausdrückt. Der Sprachgeschichte entnehmen wir, dass schlecht einmal "gerade" und "glatt" bedeutet hat und in dieser Nuance später durch die jüngere Nebenform schlicht ersetzt worden ist.

Auch in kurz und bündig gibt erst die Wortgruppe die semantische Richtung an. Denn bündig meint hier einen bindenden Sachverhalt (Gelübde oder Vertrag). Die Nachbarschaft von kurz setzt Eigenschaften frei, die sich am besten mit "sicher" oder "bestimmt" umschreiben lassen.

Das sprachliche Milieu fester Wendungen bewahrt veraltetes Wortgut und schützt überholte Bedeutungen. So lautet - kurz und bündig - das Resümee.

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