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Ein sinnliches Wundertheater

Alfred Wopmann, der frühere Intendant der Bregenzer Festspiele, geniert sich nicht, zu den heurigen Eröffnungspremieren in einem VN-Interview den noch amtierenden Intendanten David Pountney runterzuputzen, um sich selbst und sein Werkverständnis in Szene zu setzen. Peinlich. 2015 folgt nach einigem Geholper im Intendantenkarussell Elisabeth Sobotka, derzeit Opernchefin in Graz. Der Vorstandsvorsitzende der Grazer Theaterholding heißt übrigens Alfred Wopmann.

Pountneys treffliche Antwort auf die Bregenzer Querelen ist Mozarts "Zauberflöte", seine letzte Seebühnen-Inszenierung als Intendant. Ein zauberhaftes, kluges, auch kritisch gedachtes Märchen, ein Stück Welttheater unter den drei Drachenhunden Weisheit, Vernunft und Natur. Sie geben sich poppig, durch ihre bedrohlichen Zähne aber auch mahnend-unangreifbar und als mystische Schatten, wenn nächtens die Lichter ausgehen. Das Mehrdeutige, Hintergründige zieht sich durch die ganze Aufführung, deren künstlerischer Anspruch das Bestaunen des Theaters bewusst einsetzt, aber nie zugunsten der Technikshow überzieht.

Ein "intelligentes Spektakel", nennt Pountney die Seebühnenproduktionen und holte sich für die "Zauberflöte" Johan Engels für die Bühnengestaltung, Marie-Jeanne Lecca für die Kostüme, Stunt-Choreograph Ran Arthur Braun, Lichtzauberer Fabrice Kebour und die Puppenspiel-Spezialisten des Blind Summit Theatre. Dazu grüßen auch Niki de Saint Phalle und Alice im Wunderland.

Die Zukunft gehört Mann und Frau

Das farbenprächtige Gesamtkunstwerk spielt auf dem Rücken der welttragenden Schildkröte. Ein Wald aus aufblasbaren Grashalmen mit vielen Treppen bietet Raum für das Leben, eine Drehbühne gibt die Zentren der Macht, des Oberpriesters Sarastro und der Königin der Nacht, frei. Sarastro ist kein gütig orgelnder Bass, sondern zwielichtig, mit dem vergewaltigungsbereiten Monostatos als Alter Ego. Er geht unter wie die Königin, die Zukunft gehört Mann und Frau, Tamino und Pamina im Regenbogen-T-Shirt.

Patrick Summers leitet die Wiener Philharmoniker in der auf zweieinhalb Stunden gekürzten pausenlosen Fassung umsichtig ohne besondere Profilierung. Aus der Premierenbesetzung ragten Ana Durlovskis dramatische Königin der Nacht, Daniel Schmutzhards viriler Papageno und Norman Reinhardts klangschöner Tamino. Unauffälliger Gisela Stilles Pamina und Alfred Reiters Sarastro, süß Dénise Becks Papagena, markant Eike Wilm Schulte (Sprecher) und Martin Koch (Monostatos) auch als prachtvolle Geharnischte.

Die Zauberflöte

bis 18. August

www.bregenzerfestspiele.com

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