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P. Highsmith, perfekt fürs Kino

Man kann "Die zwei Gesichter des Januars" durchaus als altmodischen Film bezeichnen, auch wenn es die erste Regiearbeit von Hossein Amini darstellt. Der in Großbritannien lebende Iraner war bislang als Drehbuchautor bekannt, für "Wings of the Dove - Die Flügel der Taube" winkte 1998 sogar eine Oscar-Nominierung. Aber in der Adaptierung des Patricia-Highsmith-Romans durch den Regisseur entstand eine durch und durch spannende Verfilmung, die wesentlich auch durch die Darstellung der drei Protagonisten lebt: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und vor allem Oscar Isaac, der zuletzt in der Hauptrolle von "Inside Llewyn Davis" der Gebrüder Coen den Durchbruch erlebte.

Upper-Class-Attitüde als Fassade

Isaac spielt den jungen Amerikaner Rydal, der sich anno 1962 in Athen als Fremdenführer verdingt. Dort begegnet er dem reichen US-Paar Colette und Chester MacFarland (Dunst und Mortensen), das ihn in seinen Bann zieht. Zwei kultivierte Menschen, die scheinbar sorgenfrei das Leben genießen können. Doch im Fortgang des Plots entpuppt sich die Upper-Class-Attitüde als Fassade, hinter der allerlei Verstrickungen, Eifersucht, Intrige und nicht nur ein Mord verborgen sind.

Amini gelingt es, Patricia Highsmiths Psychothriller in fast perfekter Entsprechung auf die Leinwand zu bringen. Die Kunst der Grande Dame des Krimis besteht ja darin, ihre Leser so zu betören, dass sie sich keiner Volte der Handlung entziehen können, auch wenn sie schon bald um die Unausweichlichkeit des Geschehens wissen. Genau diesen literarischen Zug setzt "Die zwei Gesichter des Januars" fürs Filmpublikum um. Mainstreamkino allemal. Aber ein wirklich spannendes. (Otto Friedrich)

Die zwei Gesichter des Januars

GB/USA/F 2014. Regie: H. Amini. Mit K. Dunst. Constantin. 96 Min.

Das Erwachen des Nesthockers

"Lovely Louise" lautet zwar der Titel von Bettina Oberlis Tragikomödie, doch die 80-jährige Ex-Schauspielerin (Annemarie Düringer) ist nur auf den ersten Blick nett. Ihren Sohn André (Stefan Kurt) erinnert sie nämlich immer wieder daran, dass sie wegen seiner Geburt auf eine Hollywood-Karriere verzichtete, sodass der Mittfünfziger schuldbewusst sein Leben ganz ihren Wünschen unterordnet. Doch dann trifft aus den USA ein bislang unbekannter zweiter Sohn (Stanley Townsend) Louises ein und Andrés Bild von seiner Mutter zerbricht sukzessive.

Wie ihren Erfolgsfilm "Die Herbstzeitlosen" inszeniert Oberli auch hier unauffällig, um nicht zu sagen bieder. Sie vertraut ganz auf ein solides Drehbuch und Schauspieler, denen sie Raum lässt, ihren Figuren Profil zu verleihen. Herausragend ist dabei Stefan Kurt, der eindringlich Andrés Zerrissenheit zwischen Mutterliebe und der Sehnsucht nach einem eigenen Leben vermittelt: Kein großer, aber ein sehr menschlicher und im mitfühlenden Blick sympathischer Film. (Walter Gasperi)

Lovely Louise

CH/D 2013. Regie: Bettina Oberli. Mit Stefan Kurt, Nina Proll. Thim Film. 91 Min.

Apocalypse Repeat

An jedem neuen Morgen wurde Bill Murray als zynischer TV-Wettermann von Sonny and Chers "I Got You Babe" per Radiowecker begrüßt. Tag für Tag war es der 2. Februar, den die Zeitschleife von "Und täglich grüßt das Murmeltier" für ihn vorsah. Das bedeutete für den Protagonisten: gähnende Langeweile. Davon kann Bill Cage (Tom Cruise) nur träumen. Bei seiner Zeitschleife wird das Stresslevel hoch gehalten. Der kampfunerfahrene Major wird zu einem Einsatz genötigt, der nur als Selbstmordkommando bezeichnet werden kann. Eine außerirdische Spezies macht sich über die Menschheit her, letztere zückt die Waffen. Natürlich ist Cage binnen Minuten tot, nur ist der Tod nicht das Ende: Cage schlägt die Augen auf - und der Horror beginnt erneut. Aber jedes Mal ist er etwas wendiger und weiser. Der Action-erfahrene Doug Liman ("Die Bourne Identität","Mr. & Mrs. Smith") weiß Cruise und Emily Blunt als Supersoldatin souverän zu inszenieren: "Edge of Tomorrow" liebt weniger die Plausibilität als das dunkle, dröhnende Spektakel. (Nicole Albiez)

Edge of Tomorrow

USA 2014. Regie: Doug Liman. Mit Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton. Warner Bros. 113 Min.

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