Kurzweilige Langeweile

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Tschechows "Onkel Wanja" an den Kammer spielen des Linzer Landestheaters

In seiner Inszenierung von Tschechows Szenen aus dem Landleben, in denen die handelnden Personen auf dem Landgut von Onkel Wanjas verstorbener Schwester einen Sommer lang der Kunst der Untätigkeit frönen, lässt Erich Sidler dem Publikum keine Chance, sich zu langweilen; umso weniger, als Parallelen zu unserer Zeit erkennbar sind. Geleitet von der Weisheit und dem Humor Tschechows wie vom eigenen Gespür für den Atem, den es braucht, führt er sein Personal zügig durch alle sich dramatisch zuspitzenden Wirrnisse der Gefühle.

Die künstlerischen Leistungen des Ensembles lassen keinen Wunsch offen. Sven-Christian Habich geriert sich als emeritierter Kunstprofessor und vermeintliche Geistesgröße autoritär, ein aufgeblasener Parasit. Julia Ribbeck als seine junge zweite Frau Elena trägt lässig ihre Schönheit zur Schau. Gleich zwei Männer haben sich in sie verliebt: der in Leidenschaft ausbrechende Hausarzt Astrow (Georg Bonn) und der gute, sich still in Liebe verzehrende Onkel Wanja (Thomas Bammer). Aus Verzweiflung ist allerdings auch er eines Gefühlsausbruchs fähig. Will der Professor doch das Landgut verkaufen! Es kümmert ihn nicht, was aus Onkel Wanja und seiner in Astrow unglücklich verliebten Nichte Sonja (Katharina Solzbacher, fleißig, duldsam und gar nicht "hässlich"!) und all den anderen Menschen wird, denen das Gut Arbeitsplatz und/oder Heimat ist, wie "Maman", Sonjas Großmutter mit ihren unvermeidlichen Broschüren (Silvia Glogner), der resoluten alten Njanja (Eva-Maria Aichner) und dem komödiantisch-musikantischen Telegin (Guido Wachter). Dennoch kommt alles zu einem guten Ende, auch wenn es nicht für alle ein glückliches ist: Es bleibt nämlich alles beim Alten.

Margret Czerni

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