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Dmitri Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" bei den Salzburger Festspielen.

Zwischen Liebesanspruch und Triebbefriedigung, zwischen Trieb und Gewissen, hat Dmitri Schostakowitsch die "Lady Macbeth von Mzensk" angesiedelt. Der Stoff der Oper, bei den Salzburger Festspielen im Rahmen des Macbeth-Schwerpunkts aufgeführt, ist im vorrevolutionären Russland angesiedelt; als Vorlage galt dem Librettisten Alexander Preiss und dem Komponisten eine Novelle von Nikolai Leskow aus dem Jahr 1864 mit dem Titel "Lady Macbeth des Mzensker Landkreises". Das war die Zeit, in der die Rolle der Frau in der absolutistisch geprägten Gesellschaft auch gesetzlich festgeschrieben war.

Was zunächst wie die Qual der Langeweile aussieht, entwickelt sich zu einem Drama aufgestauter Liebessehnsucht, in dem die Kaufmannsfrau Katerina Lwowna Ismailowa sich vier Morde einschließlich dem Selbstmord auf die Seele lädt. Zunächst klagt sie, von ihrem Mann frustriert, vom Schwiegervater tyrannisiert: "Mein Leben verrinnt ohne ein Lächeln", zu dem ihr aber sehr schnell der neu eingestellte Mühlenarbeiter Sergej Philipitsch verhilft. Der Schwiegervater gerät dazwischen und bezahlt sein Wissen mit dem Leben; Ursache: ein vergiftetes Pilzgericht.

Der Gatte Katjas, Sinowi Borissowitsch Ismailow, kommt - informiert über die Vorgänge in seinem Haus - von einer Mühlenreparatur zurück, und hat damit ebenfalls sein Leben verwirkt. Einer Vermählung Katjas und Sergejs steht nichts mehr im Wege. Doch ein Betrunkener sucht im Keller nach weiterem Trinkbaren und findet die Leiche des Hausherrn. Das Schicksal nimmt seinen Lauf, die Liebe Sergejs zu Katja, mehr gespielt und vom Trieb beherrscht, ist vorübergerauscht. Auf dem Strafzug nach Sibirien nimmt Katja die neue Geliebte Sergejs in den Tod mit.

Das ist das Sujet der Oper, die in der Urfassung von 1932 in russischer Sprache im Großen Festspielhaus aufgeführt wird. Klaus Kretschmer hat dazu drei feststehende Torbögen auf die Bühne gestellt, die im letzten Bild leer ist, um den endlosen Weg der Gefangenen wohl aller Zeiten nach Sibirien und oft nicht mehr zurück zu symbolisieren. Mag das auch konventionell erscheinen - die Musik Schostakowitschs hat sehr wohl von der ersten Kantilene Katjas bis zum Schluss nicht nur Fortissimi parat, sondern sehr wohl auch psychologisch durchgearbeitete lyrische Passagen. Vom Eruptiven der Leidenschaft bis hin zu einer gewissen Todesverliebtheit, die Freiheit bedeutet, hat der Komponist alle Möglichkeiten genützt.

Larissa Schewtschenko gibt die Katerina, die die alten Fesseln abzuwerfen sucht, indem sie Widerstände, und seien es Menschen, aus dem Weg räumt. In der zweiten Aufführung überzeugte die Sopranistin auch in den hohen Lagen, allerdings stieß die eher statuarische Inszenierung Peter Mussbachs nicht unbedingt auf Verständnis.

Bei den Herren trugen die Tenöre Victor Lutsiuk (Sergej) und Leonid Zachozhaeav (Katerinas Mann Sinowi), wie notwendig, Leidenschaft und Oberflächlichkeit einerseits und chronische Schwäche andererseits ins Spiel. Die Protagonisten, der Chor des Mariinski-Theaters Petersburg und die Wiener Philharmoniker boten unter Valery Gergiev eine sicher authentische Aufführung.

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