Keiner mag die Große Koalition und alle fürchten sich vor Neuwahlen. Und die Eurofighter-und Banken-Untersuchungsausschüsse werden auf absehbare Zeit wenig zur Vertrauensbildung beitragen, sondern ganz im Gegenteil mit zahlreichen Anlässen fürs Beleidigtsein die rot-schwarzen Anbandelungsversuche stören.
Wie dann weiter? Am Montag wurde im Parlament spekuliert, dass Westenthaler durch die Prügel-Affäre noch mehr als bisher schon beschädigt wird, zurücktreten muss, dann rückt Scheibner nach und der kann auch mit Strache, denn "der kann mit jedem" - damit wäre der Weg frei für schwarz-blau-orange. Doch jetzt wird nur der Prügel-Bodyguard angeklagt und Westenthaler bleibt auf gleichem Niveau beschädigt - das reicht nicht für eine blau-orange Versöhnung. Und daran kann auch Wolfgang Schüssel nichts ändern - wobei der Glaube an bzw. die Furcht vor Schüssels Finten unter berufsmäßigen Politikbeobachtern schon paranoide Züge annimmt.
Also Neuwahlen? Gut, neue Wahl heißt aber auch ein neuer Wahlkampf: Mit Sicherheit der schmutzigste, niederträchtigste, erbarmungsloseste Wahlkampf, den Österreich je erlebt hat. Wenn der letzte Wahlkampf schon "schmutzig" genannt wurde, was blüht dann jetzt, in dieser aufgeheizten, unversöhnlichen Stimmung, in der es allen um alles geht.
Dann doch lieber eine SPÖ-Minderheitsregierung: Kanzler Alfred Gusenbauer soll zeigen, was er kann - und der Bundespräsident soll helfen. Grün und Blau machen punktuell jetzt schon mit, das BZÖ wird sich bald vom schwarzen Übervater emanzipieren wollen, und die Wirtschaft und die Länder werden der ÖVP jene Themen vorgeben, wo sie Gusi & sein Team arbeiten lassen sollen. Und irgendwann finden dann alle einen Anlass für Neuwahlen - irgendwann, aber nicht jetzt.
wolfgang.machreich@furche.at
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