Leben und Verklärung

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Das Salzburger Landestheater spielt "Wiener Blut" auf der renovierten Bühne.

Dass das Publikum nur wenig von den Sanierungsarbeiten bemerken würde, hatte man rechtzeitig publik gemacht; die Renovierung im Salzburger Landestheater betraf den bereits lebensgefährlichen Schnürboden und die Bühne: Kosten 4,36 Mill. Euro. Neu sind ein Lift, das Abo-Büro und zusätzliche Damentoiletten. Bessere Klangqualität erwartet man sich vom heb- und senkbaren Orchestergraben (eine halbe Mill. Euro, die noch zu erwirtschaften ist), mit 1,2 Mill. Euro schlägt die Sanierungdes Lagers in Aigen zu Buch. Doch Stadt und Land werden im Sommer 400.000 Euro nachschieben, um auch eine Verschönerung des Hauses zu ermöglichen. Der neue "Glanz" hinter der Bühne schließt auch Garderoben und Schneiderei ein und lässt die eher tristen Verhältnisse im Ausweichquartier republic vergessen.

Und dazu spielt man jetzt am Makartplatz "Wiener Blut", jene Operette, deren Musik zwar von Johann Strauß stammt, die aber Adolf Müller jun. spielbar gemacht hat. Die Stimmung im Haus noch vor dem ersten Takt war die einer Quasi-Eröffnung, Intendant Lutz Hochstraate hat sich selbst diese spritzige und witzige Regie zum Abschiedsgeschenk gemacht. Er verlässt mit Ende dieser Spielzeit die Salzburger Intendanz, vom Bürgermeister mit dem Ring der Stadt geehrt und der Versicherung, das Haus werde als Drei-Sparten-Theater weitergeführt.

"Wiener Blut" spielt zur Zeit des Wiener Kongresses, der noch einmal der Verklärung des Habsburger Reiches dient, und zeigt den Gesandten von Reuß-Greiz-Schleiz, Balduin Graf Zedlau, in Nöten. Denn der Schwerenöter hat zu seiner Gspusi, der Tänzerin Cagliari, noch ein weiteres Äugerl auf dieProbiermamsell Pepi geworfen, die ihrerseits mit des Grafen Kammerdiener Josef liiert ist. Der geradezu Nestroysche Stoff wurde von Hochstraate mit leichter Hand und nie leichtfertig inszeniert, hat Tempo und Schwung auch vom Pult Peter Ewaldts her, sodass in den hübschen, nicht geschmäcklerischen Bühnenbildern Hartmut Schörghofers die Komödie der Wirrungen ablaufen kann.

In dieser Remasuri sei zunächst Anja Clementi als Pepi genannt, die neben ihrem Josef, Franz Supper, stimmlich und im Spiel am meisten überzeugte. Ferdinand von Plettenberg als Graf Zedlau hielt bemüht mit, seine Gattin war Arpine Rahdjian, die mit der Cagliari von Monika Trabauer in Konkurrenz zu treten hat. Den Fürsten Ypsheim, der mit Hilfe Zedlaus die Damen heillos durcheinander bringt, war Peter Branoff. Werner Friedl der Vater Kagler, der seinerseits immer den falschen Personen die Leviten liest, bis Graf Bitowski, Karl Dumphart, aufklärt, wer zu wem gehört und die Turbulenzen sich in Hietzing bei der Remasuri auflösen.

Dieses "Wiener Blut", dessen Tanzeinlagen Susanne Kirnbauer choreografierte, wird das Blut des Salzburger Publikums nun eine Weile etwas schneller pulsieren lassen. Wenigstens für zweieinhalb Stunden. Begeisterter Applaus für alle, vor allem für den scheidenden Intendanten und Regisseur Lutz Hochstraate.

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