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Ausstellung und Symposium in Stift Admont.

Das Mittelalter war nicht finster. Die Klosterreform des 12. Jahrhunderts brachte eine Blüte der Wissenschaft und Kunst, die bis heute nachwirkt. Das Benediktinerkloster Admont schloss sich damals der Hirsauer Reformbewegung an und wurde unter den Äbten Wolfold und Gottfried I. zu einem wesentlichen Hort dieser Erneuerung. Nun behandelte ein Symposium "Die klösterliche Reform in Admont im 12. Jahrhundert". Die Klosterbibliothek besitzt zu diesem Thema eine große Zahl von Handschriften, die meisten davon mit Buchmalereien von hohem künstlerischen Rang versehen, aus denen sich die einzelnen Facetten der Reform ablesen lassen. Im ganzen deutschsprachigen Raum hatten die Domschulen zwar weniger Bedeutung als die scholastischen Schulen in Paris, aber sie pflegten und förderten Geschichtswissenschaft, Dichtkunst und meditativ-religiöses Leben. Nicht zu vergessen sind die Predigten, die viel zur Verbesserung der deutschen Sprache beitrugen.

Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatten die damals entstandenen Frauenklöster, denn zeitweise gab es mehr Nonnen als Mönche. Sie nahmen an Tätigkeiten teil, die zu anderen Zeiten ein Vorrecht der Männer waren, sie wurden als spirituell den Männern gleichwertig betrachtet und hatten hohes Prestige als Visionärinnen. Die visionären Schriften der Elisabeth von Schönau und Hildegard von Bingen waren weit verbreitet und viel gelesen. Manch verehrter Kirchenmann stand auf gutem Fuß mit heiligen Frauen und tauschte Gedanken mit ihnen aus. Manche lebten sogar in keuscher Vereinigung zusammen. Aber die traditionelle Misogynie des Mittelalters wurde doch nicht gänzlich überwunden und verstärkte sich gegen Ende des 12. Jahrhunderts, als Frauen aus den Männerorden wieder ausgeschlossen und die Frauenorden mit strengen Restriktionen belegt wurden. Die Gelehrsamkeit im schöpferischen Sinn blieb den Mönchen vorbehalten. In Admont entstand um diese Zeit ein Zentrum der Geschichtsschreibung. Hauptwerke aus der Antike und dem Mittelalter wurden für die Klosterbibliothek angeschafft und durch eigene Historiographie bereichert. Die Wissenschaft der Kanonistik war im 12.Jahrhundert noch jung. Das Kirchenrecht bedurfte noch der Systematisierung und Begründung. Im Zuge dieser Arbeit löste sich das Kirchenrecht von der allgemeinen Theologie. Die geistliche Gerichtsbarkeit wurde reformiert, was auch zu Veränderungen im weltlichen Recht führte. Der Jurist Gratian sammelte die Quellen des Kirchenrechtes im "Decretum Gratiani", das 1140 in Bologna erschien und durch päpstliche Dekrete weiterentwickelt wurde. In Admont existiert eine Erstausgabe dieses Dekrets in einer Abschrift von 1170, eine von insgesamt vier Überlieferungen, ein Beweis für die Bedeutung dieses Klosters in der Kirche des 12. Jahrhunderts.

Das Symposium des vergangenen Jahres behandelte den Totentanz im Barock. Eine Ausstellung in der Bibliothek zeigt nun dieses Thema in Buchillustrationen.

Lebendiger Tod -Todesbilder des Barock.

Stift Admont,

bis 31.10.täglich 14-17 Uhr,

anschließend bis Ende März

täglich 10-12 Uhr)

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