Werbung
Werbung
Werbung

Das Architekturzentrum Wien zeigt die erste Schau über Bernhard Rudofsky.

Architekt Bernard Rudofsky begnügte sich nicht mit vorgegebenen Wahrheiten. Die überbordende Kreativität dieses kosmopolitischen Weltreisenden zwischen den Disziplinen und Kontinenten sprengt jeden Rahmen. "Keine neue Bauweise, eine neue Lebensweise tut not!" - So sein Anspruch an die Architektur, den er in ausgesucht feinen, um üppig grünende Hofoasen und Gärten geplanten, zeitlosen Häusern auch realisierte. Ein Vagabundenleben lang suchte er in fernsten Gegenden nach einer Lebensform, die zutiefst dem Wesen des Menschen entspricht.

Architektur begann für ihn beim Körper und umfasste die ganze Welt, sein größter kommerzieller Erfolg waren bezeichnenderweise seine fußfreundlich designten "Bernardo-Sandals", die dem Menschen eine gesunde Basis zum Gang durchs Leben schufen.

lessons from … hieß eine seiner Artikelserien, die fremden Kulturen gewidmet war, lessons from Bernard Rudofsky heißt die weltweit erste Schau im Architekturzentrum Wien, die seiner Person gewidmet ist. Mit einer ausgesuchten Auswahl gelingt es den Kuratoren Monika Platzer und Wim de Witt souverän, die Essenz dieses übervollen Lebens in acht prägnante Stationen zu destillieren. Zitate anderer Architekten zetteln an den Wänden gleichsam postum Diskussionen mit Rudofsky an, seine Aquarelle, Plan- und Tondokumente, Fotos, Lektüre, Zeitzeugen auf Video und eine Dia-Koje ermöglichen das lebendige Eintauchen in sein Universum.

Leben hinter der Architektur

Rudofsky wurde 1905 in Mähren geboren, erhielt eine profunde Architekturausbildung an der TU Wien und war im Umfeld der klassischen Moderne sozialisiert. Als Student durchstreifte er voll Neugier die Dörfer, Städte und Inseln des Mittelmeerraums, um dort das Leben der Menschen hinter der Architektur zu ergründen. Das Leben eine Reise, das Reisen ein Leben bildet mit den farbstarken Aquarellen dieser Zeit den Anfang der Entdeckungsreise in seine Geisteswelt. 1932 zog er nach Capri, zwei Jahre später lernte er seine spätere Frau und treue Reisebegleiterin Berta Doctor kennen. Per Video kann man ihren Erinnerungen und ihrem Alltag in der Casa in Frigiliana folgen, die er für beide plante.

Wunderbar konzentriert vermittelt die Station Casa Procida, ein Manifest an diesem nie realisierten Idealentwurf seine Haltung zum Wohnen. Ein poetischer, handgezeichneter Lageplan zeigt das Haus um den offenen Innenhof mit Baum gleichsam als Zentrum der Welt auf einem Hügel inmitten der kleinen Insel Procida. Ehrfürchtig erweist ein barocker Hocker dem Grundriss am Boden seine Referenz. "Das Haus muss wieder werden, was es früher einmal war: ein Lebensinstrument statt einer Lebensmaschine." Was andere dazu dachten, steht horizonterweiternd an der Wand.

"Wie kann man die professionellen Ästheten, die Kunst- und Architekturkritiker, ernst nehmen, wenn man sieht, was sie an den Füßen tragen!" Unter Glas hängt das Originalpatent zu den "Bernardo"-Sandals, einige Modelle sind zu bewundern, auch an seinen Ausstellungen, Stoffdesigns und Betrachtungen zum menschlichen Körper und den Zurichtungen, die ihm zugunsten eines Modeideals über alle Kultur- und Zivilisationsgrenzen hinweg zugemutet wurden, lässt sich gewinnbringend teilhaben. In der Dia-Koje zeigt sich die Welt aus seinem Blick, aus der alten Leica, mit der er all die Bilder knipste. Im Katalog zur Ausstellung lässt sich die reiche Assoziationskette weiterspinnen.

Lessons from Bernard Rudofsky

Architekturzentrum Wien

Museumsplatz 1, 1070 Wien

www.azw.at

Bis 28. 5. täglich 10-19 Uhr.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung