Lebenskampf und Lebenstraum

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Premierenreigen am Innsbrucker Landestheater.

Voriges Jahr hat Brigitte Fassbaender, Intendantin des Tiroler Landestheaters, Salieris "Falstaff" konzertant angesetzt. Vergangenes Wochenende hatte, knapp nach dem Wiener Volkstheater, Peter Shaffers "Amadeus" Premiere. Götz Burger bleibt in der Innsbrucker Inszenierung von Hans Escher Salieris Intrigenraffinesse einiges schuldig, dafür reicht ein glänzender Gerhard Kasal Mozart ans Herz. Im dichten Tiroler Premierenreigen ist "Amadeus" ein Erfolg bei der Jugend, aber nicht unbedingt ein Trumpf.

Anders Fassbaenders "Fidelio" mit seiner Intensität, mit neuen Sichtweisen und Dialogen. Die Regisseurin beginnt mit der Marzellinen-Arie, gewichtet dadurch das sonst einleitende Duettino neu und fügt aus der Urfassung ein Liebesduett zwischen Fidelio und Marzelline ein, das sich als entbehrlich erweist. Jacquino wird auf- und der Minister abgewertet, Florestan ist politisch umstritten. Durch eindringliche Personenregie und dichte Atmosphäre kann sich Fassbaender Uniformen und Monitore sparen. Im Finale freilich entgleist sie, weil sie Beethovens Utopie aufbrechen will. Georg Schmöhe dirigiert sehr poetisch mit unmittelbaren Ausbrüchen und wählte nach der Befreiungsszene nicht die dritte, sondern die lyrische erste Leonoren-Ouvertüre. Alle Rollen sind doppelt und adäquat besetzt. Für seine Neuinszenierung von Johann Nestroys "Der Talisman" hat auch Schauspielchef Klaus Rohrmoser den Staub der Tradition weggeblasen: Feuerrot leuchtet das Vorurteil in einer unverspielten, ungeschönten Inszenierung mit großteils atonaler Begleitmusik. Eigenwillig und virtuos bahnt sich Markus Völlenklee als Titus seinen Weg durch die Verletzungen und Einsamkeiten dieser Welt.

Die Kammerspiele eröffneten mit einem hochsensiblen Abend, der österreichischen Erstaufführung von Per Olov Enquists "Tschechows Drei Schwestern". Olga, Mascha und Irina, schwebend gespielt von Julia Gschnitzer, Agathe Taffertshofer und Eleonore Bürcher, sind gealtertert und dürfen sich neu entscheiden. Regisseurin Maya Fanke inszeniert das wunderbar zart und transparent, mit einigen Farbtupfern. Das Leben ein Traum.

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