Leibdirigent des Leibkomponisten

19451960198020002020

Das Grazer Stadtmuseum erinnert an Ernst von Schuch und sein Wirken für Richard Strauss.

19451960198020002020

Das Grazer Stadtmuseum erinnert an Ernst von Schuch und sein Wirken für Richard Strauss.

Werbung
Werbung
Werbung

Generalmusikdirektor, in ganz Europa berühmter Dirigent, in Graz geboren, das war Ernst von Schuch. Heute ist er aber vor allem der jüngeren Generation weitgehend unbekannt. Um dem abzuhelfen hat das Grazer Stadtmuseum eine Ausstellung gestaltet, welche das Wirken dieses Musikers wieder ins rechte Licht setzt.

Johann Strauß Sohn, Max Reger, Giacomo Puccini schätzten ihn, Wagner meinte sogar "Das ist der einzige Schuch, der mich nicht drückt", doch am engsten war die Zusammenarbeit wohl mit Richard Strauss, der Schuch seinen Mitschöpfer nannte. Er wurde 1846 in ein musikalisches Haus geboren, studierte Jus und erwarb sich eine fundierte musikalische Ausbildung.

In Graz leitete er den Akademischen Gesangsverein und arbeitete als Kapellmeister. Zu seiner eigentlichen musikalischen Heimat aber wurde Dresden. Er begann dort als Zweiter Kapellmeister und stieg bis zum Generalmusikdirektor auf. Auch an äußeren Ehren fehlte es nicht. Er wurde Hofrat, und Kaiser Franz Joseph erhob ihn in den erblichen Adelsstand. Wagner und Strauss waren die Höhepunkte seiner Tätigkeit. Man sollte bedenken, daß diese Komponisten zu Schuchs Zeit die Moderne vertraten, und daß sich der Dirigent auch für andere Zeitgenossen einsetzte. So dirigierte er die Uraufführungen von "Heinrich der Löwe" von Edmund Kretschmer und Wilhelm Kienzls "Urvasi". Beide Opern sind heute vergessen. In Dresden hatte Schuch bald den Ruf eines herausragenden Interpreten italienischer Opern, doch Wagner wollte man ihm nicht recht zutrauen. Die folgenden Jahre bewiesen das Gegenteil.

Schuch dirigierte ab 1884 die Dresdener Wagner-Erstaufführungen, vom gesamten "Ring" bis zum "Tristan". Für immer aber bleibt sein Name mit dem von Richard Strauss verbunden. Die Dresdener Uraufführungen des "Rosenkavalier", der "Elektra", der "Salome" wurden zu Welterfolgen.

Aus diesen Jahren ist der Briefwechsel zwischen Strauss und Schuch erhalten, ein kulturhistorisches Dokument der Freundschaft zwischen zwei künstlerisch gleichgesinnten Seelen, die einander "Leibkomponist" und "Leibdirigent" nannten. Schuch war mit der Sängerin Clementine Prochaska verheiratet, die 1878, als die neuerbaute Semper-Oper eröffnet wurde, zur "königlichen Kammersängerin" ernannt wurde. Die musikalische Begabung der Eltern hatte sich auf ihre Tochter Liesel vererbt, die 1914 die Barbier-Rosine sang, als ihr Vater zum letzten Mal dirigierte.

Schuch starb am 14. Mai 1914, sein Grab liegt auf dem Kötzschenbrodaer Friedhof in Radebeul.

Bis 16. Mai, Grazer Stadtmuseum.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung