Leidenschaft wider den Verrat an der Einheit

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Es steht einem Nachgeborenen wohl kaum an, den Achtzigjährigen als "loyalen Querkopf“ zu bezeichnen. Und doch ist auch das Diktum von einer "Kerze, die an beiden Enden brennt“, mit dem ihn der Grazer Bischof Egon Kapellari vor einigen Jahren bedacht hat, von jener Charakteristik gar nicht so weit entfernt.

Zuletzt war Philipp Harnoncourt, der am 9. Februar seinen 80er begeht, auch in der FURCHE für sein Projekt eines "Eucharistischen Fastens“ umtriebig. Harnoncourt will damit den Skandal der Trennung der Christenheit thematisieren und überwinden helfen. Er schlägt vor, zu bestimmten Zeiten (z. B. in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen) oder bei ökumenischen Veranstaltungen, auf Eucharistiefeiern zu verzichten - aus Solidarität mit den Christen, die etwa von der katholischen Kirche nicht zur Kommunion zugelassen werden. Ein Zeichen der Buße auch, dass die Christen die Einheit verraten haben.

Ein origineller wie den Kern der Sache völlig treffender Vorschlag; kaum verwunderlich, dass in seiner und anderer Kirchenleitung der Vorschlag bislang eher auf Stirnrunzeln, denn auf Unterstützung stieß. Aber ein Prophet hat es nie leicht. Und prophetisch sollte man diesen glühenden Christen und Kirchenmann zweifelsohne nennen.

Ein prophetisches Leben

1931 in Berlin in die Familie bekannten Namens hineingeboren - Nikolaus, der Dirigent, ist sein Bruder -, wuchs Philipp Harnoncourt in Graz auf, wo er auch Theologie studierte. 1954 zum Priester geweiht widmete er sich bald der Kunst und der Liturgie. 1963 gründete er die Kirchenmusikabteilung an der Grazer Musikuniversität, 1971 habilitierte er sich und war dann bis 1999 Professor für Liturgiewissenschaft, christliche Kunst und Hymnologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz. Als Kalenderexperte war er auch populärwissenschaftlich tätig, als Kirchenmusiker und Kirchenbaufachmann bahnbrechend und gleichzeitig als Brückenbauer zu den Ostkirchen - nicht zuletzt durch konkrete Projekte mit Universitäten in den Reformstaaten Ostmitteleuropas.

Mit seinem Herzensanliegen "Eucharistisches Fasten“ hat Philipp Harnoncourt einmal mehr seinen unbedingten Einsatz für die Ökumene unter Beweis gestellt. Kein Wunder, dass in ihm - gerade als Ur-Urenkel von Erzherzog Johann - bis heute das Blut eines Neuerers und Neugierigen pulsiert.

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