Leidenschaftliche Kämpferin für die Laien

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Schon am Rande der Pressekonferenz nach ihrer Wahl muss Luitgard Derschmidt, designierte Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, ihrem Ärger Luft machen: Die Erwachsenenbildnerin ist empört, dass das Bildungsministerium Anfang September die bereits gewährten und ausbezahlten (!) Personalsubventionen im Erwachsenenbildungsbereich rückwirkend (!) mit 1. Jänner 2003 um 20 Prozent gekürzt hat. Solche Vorgangsweise, aber auch empfindliche Kürzungen kirchlicher Gelder gefährden, so Derschmidt, gerade die kirchliche Bildungsarbeit und damit einen wesentlichen Teil des Apostolates auch der Katholischen Aktion.

Wider starres Familienbild

Dieser Protest mag ein Vorgeschmack aufs - innerkirchliche wie gesellschaftspolitische - Engagement sein, das von der neu gewählten Nachfolgerin des für eine weitere Amtsperiode nicht mehr kandidierenden KA-Präsidenten Christian Friesl gefragt ist: In ihrer Kirche ist die Katholische Aktion zwar die offizielle Laienorganisation, sie ist jedoch nicht bei allen Bischöfen wohl gelitten. Und in Österreichs Gesellschaft gilt es, die sozialen Konsequenzen von öffentlichen Sparmaßnahmen ebenso aufs Tapet zu bringen wie die Lage von Flüchtlingen, Arbeitslosen und Familien.

Im Bildungs- und Bewusstseinsbildungsbereich für Familien ist Luitgard Derschmidt, Mutter dreier Kinder, seit Jahren tätig. Sie setzt sich vor allem für ein Familienmodell, das auf einem christlichen Menschenbild beruht und das für die Partner und ihre Kinder auch lebbar ist, ein.

Kaum verwunderlich, dass sie konservativen Tendenzen in der katholischen Kirche, die ein starres Familienbild aus dem 19. Jahrhundert für das Nonplusultra halten, energisch entgegen tritt. Eine heutige Beziehungspastoral, für die Derschmidt kämpft, ist da oftmals gegen den kirchlich-hierarchischen Zeitgeist zu erstreiten.

Derartige Erfahrungen in der Familienpastoral, aber auch innerkirchliches Engagement wie 1998 beim "Dialog für Österreich", dem letztlich wenig erfolgreichen Versuch nicht zuletzt der Katholischen Aktion, der Kirchenkrise mit Dialog und Offenheit zu begegnen, prädestinieren Derschmidt für die nicht minder schwierigen Herausforderungen, die der Katholischen Aktion heute ins Haus stehen.

Leben in halb Österreich

Luitgard Derschmidt scheint österreichweites Engagement in die Wiege gelegt: 1941 in Klosterneuburg, damals zu Groß-Wien gehörend, als eines von zehn Kindern geboren, verbrachte sie die Kindheit in Kärnten. Oberstufe, Matura und Studium der Germanistik und Geschichte folgten in Wien, die Heirat mit einem Oberösterreicher verschlug Derschmidt nach Salzburg, wo sie seit 1966 lebt. Ihr berufliches Standbein ist die Erwachsenenbildung mit Schwerpunkt Eltern-, Partner- und Familienbildung.

Offenes Ohr der Kirche

Seit 1989 steht Derschmidt der Katholischen Aktion Salzburg als Präsidentin vor - eine Aufgabe, die in der Ära von Erzbischof Georg Eder (1989-2003) alles andere als einfach war. Doch Derschmidt erlangte Respekt auch von jenen, deren hierarchisches Kirchenbild im Widerspruch zur leidenschaftlichen Verfechterin des mündigen Laienengagements in der katholischen Kirche steht. Dass Derschmidt als kirchliche Ombudsfrau in Salzburg das "offene Ohr" der Erzdiözese für Kritik und Konflikte darstellt, zeugt von dieser Fähigkeit, auch über (innerkirchliche) Gräben hinweg zu vermitteln.

Seit 1997 ist Derschmidt auch Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich. Mit der Wahl zur Präsidentin kommt nun - nach Eva Petrik (1991-97) - die zweite Frau an die Spitze der größten katholischen Laienorganisation. Mit der Vorvorgängerin verbindet sie auch Biografisches: Petrik war im Wiener Gymnasium der Neulandschule die Chemieprofessorin der Schülerin Luitgard. Otto Friedrich

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