Leidenschaftlicher Künstler und Lehrer

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Selten hat ein Tod in der Kunstwelt so viel Betroffenheit hervorgerufen wie der von Gunter Damisch. Noch Anfang April war so mancher dem 1958 in Steyr geborenen Maler begegnet, als dieser anlässlich der Ausstellung "Gunter Damisch - Auf Papier 84-94" in die Galerie Hilger kam, schon schwer von seiner Krebserkrankung gezeichnet. Die große Anteilnahme lässt sich mit der künstlerischen Bedeutung von Damisch alleine nicht erklären. Sicher: Gunter Damisch, der ehemalige "Neue Wilde" und langjährige Akademieprofessor, zählte als Künstler zu den wichtigsten internationalen Vertretern der Gegenwartskunst hierzulande - ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, etwa dem Otto-Mauer-Preis (1985) oder dem Kulturpreis des Landes Niederösterreich (2011). Als Maler, Bildhauer und vor allem als Grafiker schuf Damisch ein vielgestaltiges Werk, das von einer unverwechselbaren Formensprache gekennzeichnet ist und Damischs Liebe zur Kunst in Form von Farben, Linien und Flächen genauso zum Ausdruck bringt wie seine Liebe zur Natur. Sein bildnerischer Kosmos scheint ungemein organisch - "Wachsen und Werden", so der Titel einer seiner Ausstellungen. Damischs Kunst hat viel mit dem Leben zu tun - mit all dessen Sinnlichkeit, aber auch mit dessen Vergänglichkeit.

Scheinbar mühelos bewegte sich der Künstler, dessen steiler Aufstieg in den 1980er-Jahren im Umfeld des damaligen Malerei-Booms begann, zwischen den Medien. Er blieb den traditionellen Materialien und Werkzeugen der Kunst wie Farbe, Pinsel und Radiernadel auch treu, als die Kunstwelt in den 1990er und 2000er-Jahren zunehmend theoretischer und immaterieller wurde. Gerade in letzter Zeit erlebte Damischs Arbeit wieder einen enormen Aufschwung. Im Zuge der Wiederentdeckung des Materialhaften in der Kunst bekam sein Werk erneute Aktualität. Das Besondere an Gunter Damisch aber war, dass er neben all den künstlerischen Qualitäten vor allem eines besaß: Menschlichkeit. Er war genauso leidenschaftlicher Lehrender wie Künstler. Mit großer Freude und tiefer Ernsthaftigkeit hat er seine Studierenden an der Akademie der bildenden Künste begleitet -war Vaterfigur, Professor und Freund. Das Kondolenzbuch der Akademie quillt über, zeigt, was Damisch als Lehrer, aber auch als Künstlerkollege zu geben vermochte. So zieht ein ehemaliger Student Parallelen zu dem beliebtesten Lehrer der jüngeren Filmgeschichte und beginnt seine Trauerbekundung mit den Worten: "O Captain! My Captain!"

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