Lernen fürs Leben und nicht für die Schule

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Eine alte Forderung soll mit der Einführung von Bildungsstandards Wirklichkeit werden: Die Schüler sollen das Erlernte in ihrer weiteren Bildungslaufbahn und im Berufsleben anwenden können. Während der Fokus im österreichischen Bildungssystem bisher auf dem Lehrplan, also dem Input der Lehrkräfte lag, definieren die Bildungsstandards den gewünschten Output, nämlich die Leistungen und Kompetenzen der Schüler. Anlass für diese Entwicklung gab nicht zuletzt das schlechte Abschneiden heimischer Schüler bei internationalen Bildungsvergleichen wie der PISA-Studie.

Bildungsstandards sind konkret formulierte Lernziele: Sie definieren Kernkompetenzen, die im Lernprozess bis zum Ende der 4. und 8. Schulstufe in Deutsch, Mathematik und Englisch erreicht werden sollen. So soll Lehrkräften ein Instrument zum Vergleich zwischen dem Status quo der Kompetenzen ihrer Schüler und dem angestrebten Soll gegeben werden. Damit möchte man den Unterrichtsfokus von durchzunehmenden Inhalten auf die zu vermittelnden Kompetenzen verlagern.

Bei der bisher ersten Überprüfung der Bildungsstandards im Fach Mathematik am 23. Mai 2012 haben rund 86.000 Schüler aller 8. Schulstufen teilgenommen. Die 90 Minuten dauernde Überprüfung testete 48 mathematische Kompetenzen und umfasste sowohl Multiple-Choice-Fragen als auch halboffene und offene Fragen. 2013 folgt das Fach Englisch, 2014 das Fach Deutsch.

Schüler können ihre Leistungen am Österreich-Durschnitt messen

Die Schüler können ihr eigenes Ergebnis online einsehen, die Lehrer die anonymisierten Einzelleistungen ihrer Schüler und die Direktoren die Ergebnisse der einzelnen Schulklassen. Bis Dezember 2012 sollen die jeweiligen Ergebnisse mit dem derzeitigen Österreich-Schnitt und mit dem angestrebten Niveau der Bildungsstandards verglichen werden. Beim "fairen Vergleich“ werden jene Schulen miteinander verglichen, deren Schüler einen ähnlichen sozioökonomischen Hintergrund haben.

Weil sich viele Lehrer unzureichend auf die Standard-Tests vorbereitet fühlen, entsendet das zuständige Bildungsinstitut BIFIE "Multiplikatoren“ an die Schulen. Die anonymisierten Tests liefern den Lehrern keine Darstellung individueller Schülerleistungen. Daher fordern die Grünen verpflichtende Feedback-Gespräche zwischen Lehrern und Schülern: "Ansonsten wäre eine so aufwendige Erhebung eine Verschwendung von Zeit und Geld“, kritisiert Nationalratsabgeordneter und Schuldirektor Harald Walser das 42 Millionen teure Projekt. Wenig aufschlussreich erachten Lehrer die Bildungsstandards für eine gerechte Leistungsbeurteilung und für Entscheidungshilfen zur weiteren Schullaufbahn. "Lehrplan und Bildungsstandards ergänzen sich noch nicht hundertprozentig. Es wäre hilfreich, den Lehrplan entsprechend zu verschlanken“, sagt Claudia Schreiner, die Leiterin des BIFIE-Zentrums Salzburg. Auf den angestrebten Kompetenzen der Bildungsstandards fußt die Zentralmatura. Von den Standard-Überprüfungen sind alle österreichischen Schüler betroffen, auch jene 57 Prozent, die keine Matura absolvieren.

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