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Sommer-Lektüren - Aus dem weiten literarischen Feld zwischen anspruchsvoller Unterhaltung und erschütterndem Zeitdokument werden hier internationale Bücher vorgestellt, die zudem in andere Kulturen schauen lassen, etwa nach Georgien, Afghanistan und in die Karibik. Auch die Stimmen unterscheiden sich sehr: Einmal spricht ein dreizehnjähriges Mädchen, dann ist gar Hermes selbst am Wort.

Abgründig - Javier Marías, 2011 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet, beleuchtet in seinem Roman die Abgründe und Verblendungen des Verliebtseins. Was mit der Beobachtung eines verliebten Paares beginnt, führt bald zur Frage, wozu Menschen in ihrem Verliebtsein fähig sind. Marías versteht es, Gewissheiten zu untergraben und kräftig den Zweifel zu schüren.

Die sterblich Verliebten

Roman von Xavier Marías. Übersetzt von Susanne Lange, S. Fischer 2012.

429 S., gebunden, e 20,60

Humorvoll - "Von all den Dingen, die zu ihrem Troste wir ersannen, ist doch das Einzige, was funktioniert, die Morgendämmerung.“ Niemand Geringerer als Hermes erzählt von dem bekannten Mathematiker Adam Godley, der im Sterben liegt und den nun seine Kinder besuchen. Diese Familienzusammenkunft wird von den Göttern nicht nur beobachtet, nach guter Tradition greifen sie auch ein.

Unendlichkeiten

Roman von John Banville. A. d. Engl. von Christa Schuenke. Kiepenheuer & Witsch 2012. 318 S., geb., e 20,60

Poetisch - Für den Gedichtband "Weiße Reiher“ erhielt der Literaturnobelpreisträger den höchsten Lyrikpreis, den Großbritannien vergibt, den T. S. Eliot-Prize. In der zweisprachigen Ausgabe kann man die Bildwelt des karibischen Dichters Walcott erkunden, der neben Landschaftsgemälden und kleinsten Reiseberichten auch gegen Verlust und Tod anschreibt: "So viel noch zu tun, und alles ist Rühmen“.

Weiße Reiher

Gedichte von Derek Walcott. Deutsch von Werner von Koppenfels. Hanser 2012. 183 S., gebunden, e 18,40

Atemlos - Drei Tage im Leben zweier 13-jähriger Mädchen im Krieg: Tamta Melaschwili hat ihren temporeichen Roman in Teenagersprache nicht verortet: Der Krieg zeitigt überall grausame Folgen, auch für Mädchen, die gerade erwachsen werden. Für "Abzählen“ erhielt die 1979 geborene Autorin den Georgischen Literaturpreis Saba 2011 für den besten Debütroman.

Abzählen

Roman von Tamta Melaschwili. Aus dem Georgischen v. Natia Mikeladse-Bachsoliani. Unionsverlag 2012. 111 S., geb., e 17,50

Beeindruckend - Ein ehemaliger Jurastudent tötet in Kabul eine alte Frau und sucht - allein mit seiner Schuld - nach einem Richter, in einem Staat, in dem keiner ihn für einen Mord an einer Frau verteilen will. Der Roman des afghanischen Autors Atiq Rahimi über Gerechtigkeit und Gewissen - in Anlehnung an Dostojewskis "Verbrechen und Strafe“ - wurde 2008 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.

Verflucht sei Dostojewski

Roman von Atiq Rahimi. Aus dem Franz. von Lis Künzli. Ullstein 2012

283 S., gebunden, e 20,60

Erschütternd - Von März bis August 1942 schrieb der Komponist Edwin Geist, geb. am 31. Juli 1902 in Berlin, sein Tagebuch als Zwiegespräch an seine Frau Lyda, die als Jüdin im Getto von Kaunas interniert war. Er erreichte ihre Freilassung. Für kurze Zeit waren sie wieder vereint, dann wurde Geist selbst interniert und im Dezember 1942 erschossen. Lyda nahm sich 1943 das Leben.

"Stündlich zähle ich die Tage ...“

Tagebuch für Lyda. März bis August 1942. Vorgestellt von Reinhard Kaiser. Die Andere Bibliothek 2012.

282 S., mit CD, gebunden, e 32,90

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