Liebe. Eine Unmöglichkeit

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Es ist, seit es Literatur und/oder Theater gibt, das Motiv: die Liebe eines Paares, die unbändige zumal, die ob der persönlichen, realen, politischen oder sonstigen Verhältnisse nicht sein darf, die sich ihren Weg durch Existenzen hindurch bricht und dann an den Klippen jeweiler Leben zerschellt. Nicht nur Shakespeare hat bekanntlich eine seiner größten Tragödien an Derartigem entlang entwickelt, es scheinen bis heute der Variabilität des Themas keine Grenzen gesetzt zu sein. Und es ist erstaunlich, wie neu die uralte Menschheitskonstellation sich jeweils erzählen lässt. Auch in "Cold War - Der Breitengrad der Liebe" wird das alles meisterhaft verschlungen neu offenbar. Aber auch wenn man weiß, wie dies alles ausgehen muss, kann man sich dem Bann nicht entziehen, auf dem Weg dorthin dabei zu sein. Zumindest im Kinosaal.

Einmal mehr düsteres Panorama Nachkriegspolen

"Cold War" ist das neueste Opus von Paweł Pawlikowski, britischer Exilant im Vereinigten Königreich und langjähriger Dokumentarfilmer der BBC. Nach "Ida", für das er 2015 den Auslandsoscar erhielt, trumpft Pawlikowski nun mit einem weiteren Meisterwerk auf: Aus Cannes konnte er heuer den Preis für die Beste Regie mitnehmen.

Wie in "Ida" nimmt sich der Regisseur eines Panoramas aus dem Nachkriegspolen an, er erzählt auch in "Cold War" in düsterem Schwarzweiß von der Suche nach Heimat und Halt, von der Unbedingtheit einer Liebe, die aber dennoch vor allem durch ihre Gebrochenheit lebt und die beiden Protagonisten Zula und Wiktor nicht loslässt -bis zum bittersüßen Ende.

Der Plot folgt episodenhaft 15 Jahren im Nachkriegspolen, beginnend im Jahr 1949, als der Komponist Wiktor (Tomasz Kot) auf dem Land nach Melodien für ein neues Folklore-Ensemble sucht. Zula (Joanna Kulig) heißt eine seiner Studentinnen -und ihre Begegnung entpuppt sich als Liebe auf den ersten Blick. Doch die politischen Zeitläufte nagen auch an der Beziehung: Das kommunistische Regime nimmt das Ensemble in seinen Dienst, und als es -unter anderem mit einer Ode an Stalin -1952 nach Ostberlin eingeladen wird, nutzt Wiktor dies zur Flucht in den Westen.

Zula wollte zuerst mit, bleibt dann aber doch zurück. Zwei Jahre später ist Wiktor ein Jazzpianist

in Paris. Bei einem Gastspiel ihres Ensembles kommt auch Zula an die Seine. Die Begegnung lässt die Liebe neu aufflammen -aber die Entscheidung zwischen Exil und Heimat bedeutet das Damoklesschwert für die Beziehung, die noch mehrmals zwischen Seine und Weichsel hin-und herwankt, bis Wiktor, der Liebe (und der Sehnsucht nach Heimat?) wegen auch in jene politische Konstellation zurückkehrt, die für ihn Arbeitslager und Repression bedeutet.

Geradezu atemberaubend filmt das Pawlikowski, dieses "Sie konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief". Und das hat beileibe nicht nur mit dem Wahnsinn des Kalten Krieges zu tun, den der Film im Titel führt. Nein, Leidenschaft und Sehnsucht nacheinander scheinen mehr, als diese auch von den beiden Darstellern großartig Gespielten miteinander tragen können ...

Cold War -Der Breitengrad der Liebe (Zimna wojna) PL/GB/F 2018. Regie: Paweł Pawlikowski. Mit Joanna Kulig, Tomasz Kot. Polyfilm. 89 Min.

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