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So ein Badeurlaub hat schon seine Vorzüge. In der Früh kann man schlafen, so lange man will. Nachmittags kann man Siesta halten, so lange man will. Und dazwischen kann man am Strand oder am Pool liegen, so lange man will. Irgendwann steht man vielleicht auch auf, um sich etwas zu trinken zu holen oder Schwimmbewegungen zu machen. Aber da muss man durch.

Wenn man so liegt und liegt, kann man natürlich nicht immer schlafen, sondern muss auch etwas anderes tun. Zum Beispiel in den Himmel schauen. Oder lesen. Das hat sogar den Buben eingeleuchtet, zumal sich ihre Hoffnung auf ein Rudel Spielgefährten mit iPad und Minecraft-Obsession rasch verflüchtigt hat. Am Ende wurden es dann sogar zwei Bücher pro Kopf: "Der kleine Ritter Trenk" und "Harry Potter", die "Unendliche Geschichte" und "Krabat". Er habe Otfried Preußlers Buch überhaupt nicht unheimlich gefunden, meinte der Große. Man muss nicht alles begreifen in so einem Urlaub, manche Dinge muss man einfach so stehen lassen, bevor man sich wieder niederlegt.

Zu zwei Ausflügen haben wir uns aber dann doch noch aufgerafft: Einmal sind wir in ein Boot gestiegen, um Grotten zu besichtigen; und ein andermal haben wir uns nach San Giovanni Rotondo aufgemacht. Sieben Millionen Menschen pilgern jährlich an diesen wundersamen Ort, doch als wir ankommen, ist gerade Siestazeit. Kaum jemand auf den Straßen, kaum einer in der monumentalen Basilika, und kaum eine Schlange in der Unterkirche, wo Padre Pio mit wächsernem Gesicht hinter einer Glasscheibe liegt. Daneben, auf einem Mosaik, heilt der stigmatisierte Heilige "Menschen aus der Welt der Kultur": Einer hat eine Filmrolle im Arm, eine andere eine Zeitung, wieder ein anderer ein Buch mit der Aufschrift "Scientia". Man muss nicht alles begriffen haben, bevor man sich in so einem Urlaub abends wieder schlafen legt. Manches muss man einfach so stehen lassen.

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