Linz setzt "neue Standards“

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Manches benötigt Jahrzehnte. Wie das neue Linzer Opernhaus. Dreißig Jahre wurde darum gekämpft. Schließlich hat Oberösterreichs Landeshauptstadt bereits ein Landestheater. Aber eben eines, das ambitionierten musikalischen Ansprüchen nicht entspricht. Als schließlich nach längerem Hin und Her die Entscheidung für ein Opernhaus gefallen war, ging es um den Standort. Dafür standen mehrere Varianten zur Auswahl. Ein Theater am Schlossberg, meinten die einen. Andere votierten für eines an der Donau. Schließlich wurden beide Varianten verworfen, und man entschied sich für einen Standort in der Nähe des Hauptbahnhofes am südlichen Ende der Linzer Einkaufsstraße. Extra Anreisende werden dies besonders zu schätzen wissen. Kommen sie nicht mit der Bahn, sondern dem Auto, stehen ihnen 300 Abstellplätze zur Verfügung.

"Grünes“ Theater

Mit Photovoltaik, Solarenergie, Fernwärme, hochwirksam dämmenden Fenstern und Wärmerückgewinnungssystem präsentiert sich das neue Linzer Opernhaus als sehr ökologischer Bau. Geplant und ausgeführt hat dieses "grüne Theater“ der Londoner Architekt Terry Pawson, der dafür von einer internationalen Jury ausgewählt wurde. Für seine Idee eines "Theaters am Park“ fand er 2006 eine überzeugende Mehrheit: zehn von elf möglichen Stimmen. Drei Jahre danach, im April 2009, erfolgte der Spatenstich, im November 2010 die Dachgleiche.

Eine "dramatische Kulisse für den Park“, ein "Wohnzimmer der Stadt“: das sind nur einige der Charakterisierungen für das neue Linzer Opernhaus. Ein Markenzeichen weit über Oberösterreich hinaus wird dieses "Musiktheater am Volkstheater“, wie es ebenfalls bezeichnet wird, gewiss werden. Das vorherzusagen, braucht man kein Prophet zu sein. Inklusive Bühnenturm umfasst das Gebäude im Ausmaß von 65 Meter (Glasfassade zum Volkstheater) mal 215 Meter (Südfassade) mal 24 Meter Höhe (33 Meter inklusive Bühnenturm) sieben Geschoße, nimmt man den Bühnenturm dazu, sind es zehn. Die Bruttogeschoßfläche beträgt 52.420 Quadratmeter, die multifunktionalen Foyerräume umfassen 2000 Quadratmeter. Die in schwarz gehaltene, trapezförmig angelegte Studiobühne, BlackBox genannt, hat 270 Plätze, der in Gold verkleidete Orchestersaal, der auch für Kammermusikabende zur Verfügung steht, 200. Der große Saal mit einem Fassungsvermögen bis zu 1250 Besuchern ist als Rangtheater in Hufeisenform konzipiert. Das garantiert optimale Sicht und mit einem Sitzreihenabstand bis zu 105 Zentimeter auch entsprechenden Sitzkomfort.

Rekordverdächtig ist auch die Bühnentechnik, und zwar nicht nur was Ausstattung sondern auch Effizienz anlangt. Ihre multifunktionale Transportdrehbühne (Durchmesser 32 Meter) ermög-licht das gleichzeitige Bewegen mehrerer Bühnenbilder und den Transport vollständiger Dekorationen aus der Montagehalle der Hinterbühne nach vorne. Damit lässt sich die Hälfte des sonst üblichen Personals einsparen. Dekorations- und Prospektlager sind computergesteuert, für die Beleuchtung des Großen Saals wurde eine eigene Technologie entwickelt.

Eröffnet wird das modernste Opernhaus Europas am 11. April mit einer Uraufführung - und zwar, wie könnte es in diesem Wagner-Gedenkjahr anders sein, einem Wagner-Projekt: "Ein Parzival. Spektakulum mit Musik von Richard Wagner und Texten von Wolfram von Eschenbach“, eine Produktion der weltberühmten spanischen Theatertruppe La Fura del Baus unter aktiver Mitwirkung von Menschen aus Linz und Umgebung - schließlich soll es ein Fest für alle werden.

Buntes Bukett

Bereits tags darauf folgt die nächste Uraufführung: "Spuren der Verirrten“ nach einem Text von Peter Handke, eine vom Landestheater Linz in Auftrag gegebene Oper von Philip Glass in einer Inszenierung von David Pountney, dirigiert vom Linzer Musikdirektor Dennis Russell Davies. Glass hat Davies schon in der Vergangenheit immer wieder Novitäten anvertraut.

Für die folgenden Produktionen hat Intendant Rainer Mennicken ein sehr buntes Bukett als Klassischem und Zeitgenössischem, Bewährtem wie Experimentellem geschnürt, gewissermaßen zum Beweis seines eigenen Credos: "Das neue Musiktheater setzt in punkto Spielplan, Technik, Ambiente, Service und Komfort völlig neue Standards.“ Demnächst kann man es nachprüfen.

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