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Der Hausschatz wächst

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Klassische deutsche Dichtung. Band Koinan® und Erzählungen; Band 12: Tragödien Verlag Herder, Freiburg i. Br., 37 und 863 Selten. Preis 16.8 DM (in der Subskription)

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Klassische deutsche Dichtung. Band Koinan® und Erzählungen; Band 12: Tragödien Verlag Herder, Freiburg i. Br., 37 und 863 Selten. Preis 16.8 DM (in der Subskription)

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Jetzt, nach dem Erscheinen zweier neuer Bände der auf zwanzig Bücher berechneten „Sammlung Klassischer Deutscher Dichtung“, Wird die innere Architektur des unter Leitung der Professoren Martini, Müller-Seidel und von Wiese stehenden Gesamtvorhabens immer deutlicher erkennbar. Bei gewissen Bänden, wie etwa den geplanten mit Stifter, den übrigen österreichischen Erzählern, den Schweizer Epikern .liegt die Konzeption ja gleichsam auf der Hand, und es kpmmt nur auf die philologische Textüberprüfung an. Beim neuen Band „Romane und Erzählungen“ war es aber nötig, auszuwählen und zu „komponieren“. Daß man Hölderlins „Hyperion“ zur Einleitung vor die romantischen Werke der zum Teil sogar etwas früheren, zum Teil späteren Zeitgenossen gesetzt hat, war ein genialer Einfall. Gerade hier ist daä „Romantische“ zur klas- . sischen JTorm geworden, hier ist das Exempel gegeben, an dem gemessen werden kann. Der Abschluß mit den (heute allgemein Wetzel zugeschriebenen) „Nachtwachen von Bona- ventura“ ist ebenfalls passend. Hier taucht allerdings die Frage auf: Warum nicht, eventuell statt des zweiten Novalis, ein Jean Paul? Und wenn es das „Schulmeisterlein Wuz“ wäre! Aber man soll nicht unbescheiden sein. Der Band ist auch so reich genug- Er enthält einen weithin wenig bekannten Wackenroder, dpn man mit Interesse zum ersten Ntal liest. ‘Das Nachwort Martinis ist, besonders in der Analyse der ..Nachtwachen“, von vorbildlicher Klarheit in der zur Gegenwart fortgesetzten Linienführung.

In dem Band „Tragödien“ ist die gesamte Faustdichtung aufgénom- men. Die ..inkommensurable Production“ steht neben den klassischen Regeldramen Lessings und Hebbels, neben dem Wildwuchs der ..Räuber“ und der spröde-genialen „Penthesilea“. Man wird es dankbar begrüßen. solcherart auch den „Faust“ im Hausschatz zu haben. Aber besitzt man ihn nicht von allen diesen Werken am ehesten bereits, in einer noch so kleinen Goethe- Ausgabe? Nun kann man sich freilich damit bescheiden, daß noch vier weitere Dramenbände vorgesehen sind und man also nichts von dem versäumen wird, was man als spezifische ; deutsche Dramendichtung

(Büchner, Hebbel, Hauptmann) in diesem Band vielleicht lieber an der Stelle des für sich ganz allein stehenden Goetheschen Riesenwerkes gesucht und gefunden hätte. Benno von Wieses Nachwort hält sich in respektvoll würdigem Ton und verzichtet auf Einzelanalysen, die ja bei diesen Werken auch auf so . beschränktem Raum gar nicht möglich wären. Wir freuen uns schon jetzt au die nächsten Bände!

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