Selene Mariani - © Foto: privat

"Ellis" von Selene Mariani: Irgendwo dazwischen

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Der Debütroman der jungen Autorin Selene Mariani, erzählt in einer bildreichen und wohldosiert ­poetisch verdichteten Sprache von einer komplexen Frauenfreundschaft.

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Der Debütroman der jungen Autorin Selene Mariani, erzählt in einer bildreichen und wohldosiert ­poetisch verdichteten Sprache von einer komplexen Frauenfreundschaft.

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Als Elena Ferrantes „­Meine geniale Freundin“ 2016 den Buchmarkt eroberte, wurde die ­Darstellung einer Frauenfreundschaft als revolutionär gepriesen. Das ist zwar kultur- und literaturhistorischer Unsinn, schon immer hat es auch Darstellungen von Frauenfreundschaften gegeben. Dennoch kommt die Einschätzung nicht von ungefähr, ist das Konzept der Freundschaft doch tatsächlich männlich geprägt und waren Frauenfreundschaften in vielen Epochen nicht erwünscht oder wurden gar für nicht möglich erklärt – die Frau sollte sich schließlich auf ein männliches Zentrum konzentrieren, zu große Verbundenheit mit anderen Frauen stand dem im Weg. So sind die großen historischen und literarischen Freundschaften bis heute ganz selbstverständlich zwischen Männern, Freundschaften zwischen Frauen hingegen sind rar gesät, und wenn, werden sie häufig problematisch und von Eifersucht überschattet gezeichnet. Das ist im Übrigen auch in Ferrantes Romanen zwischen den Protagonistinnen Elena und Lina nicht anders. Typisch für die literarische Umsetzung des Motivs der Frauenfreundschaft sind ein Schwanken zwischen großer Anziehung und Abwehr, Verrat spielt häufig eine Rolle, und kommen Männer ins Spiel, wird es ohnehin schwierig.

Gelernte Schriftstellerin

In diesem Spannungsfeld bewegt sich scheinbar auch Selene Marianis schmaler Debütroman „Ellis“. Selene Mariani ist das, was man eine gelernte Schriftstellerin nennt: Sie hat Schreiben am Hildesheimer Literaturinstitut studiert, das stößt bei einigen, die noch einer Genieästhetik anhängen und nicht glauben wollen, dass man Schreiben tatsächlich erlernen kann, auf Naserümpfen. Diese Kritiker könnten sich zu Beginn des Romans möglicherweise bestätigt fühlen, wirkt die Anlage des Textes doch recht holzschnittartig und inhaltlich an bekannten Vorbildern und Motiven orientiert.

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